Heimkino

Kritik: Days and Nights (USA 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Days and Nights (USA 2014)

Die Titte der Hexe muss eingefroren sein.“ „Days and Nights“ darf sich in die Tradition von Ensemblefilmen stellen, die sich seit Dekaden daran abarbeiten, das dysfunktionale Familiengerüst mit der tatkräftigen Unterstützung von namhaften Personal zu verdichten und menschliche Abgründe an die Oberfläche zu fördern, die sich sukzessive, aber gewaltig wie ein Unwetter am Esszimmertisch zusammenbrauen. Dass es der von Christian Camargo inszenierte Film nicht ganz mit dem Großkaliber eines „Im August in Osage County“ aufnehmen kann, steht außer Frage, allerdings muss das hier in Deutschland direkt für den Heimkinomarkt erschienene Werk den Vergleich zu John Wells' Kleinod nicht scheuen, divergiert die künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Sujet der ominösen 'Familienbande' doch von ...
Kritik: Out of the Dark (CO/ES/US 2014)
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Kritik: Out of the Dark (CO/ES/US 2014)

„Ich weiß, was ich gesehen habe!“ Den in Barcelona geborenen Regisseur Lluis Quilez sollte man in der Zukunft tatsächlich einmal genauer ins Auge fassen. Und das, obwohl sein erster Spielfilm „Out of the Dark“ nicht einmal sonderlich gelungen ist. Aber wie es oftmals nun mal so ist, gewinnen Filme ihren Reiz nicht aus der ästhetischen Formvollendung, sondern weisen in ihrem Scheitern ansprechende Facetten auf, mit denen man sich viel eher auseinandersetzen möchte: Es lockt das Unfertige, Ungenaue, Unentwickelte. „Out of the Dark“ bildet dort keine Ausnahme, paradoxerweise ist das Endergebnis ein Horror-Film von der Stange, der sich etwas zu sehr daran aufhält, die Syntax des Genres in Ehren zu halten, ihr sklavisch Schritt für Schritt nachzueifern, anstatt die Courage herauszunehmen...
Kritik: Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (CA 2014)
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Kritik: Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (CA 2014)

Findest Du immer noch, dass ich gut aussehe?“ Schon im Jahre 2012 konnte Michael J. Gallaghers „Smiley - Das Grauen trägt Lächeln“ in Ansätzen veranschaulichen, wie interessant es doch anmutet, den Slasher-Film geradewegs in das digitale Zeitalter zu übersetzen. Trevor Matthews setzt dieses gefällige Gedankenspiel nun fort, ist mit „Girlhouse - Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ aber weitaus weniger daran interessiert, infantil aus dem nerdgeschichtlichen Fundus zu fleddern und gebärt sich auch als ein Filmemacher, der mit einem (partiell) wunderbaren Auge für den Moment zu handwerken weiß: Hier thront die Intensität über der Albernheit. Dass es letzten Endes dann wohl doch nicht für den ganz großen Hit reicht, liegt daran, dass der Slasher innerhalb seiner normierten Struktur nur ...
Kritik: Tusk (USA 2014)
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Kritik: Tusk (USA 2014)

I don't wanna die in Canada! In der Filmkritik ist es ja schon längst Gang und Gäbe geworden, zwanghaft filmische Vergleiche zu ziehen, was oftmals den Negativeffekt mit sich bringt, dass dem Leser ein vollkommen falsches Bild des jeweils rezensierten Werkes aufgebrummt wird: Nur weil sich beispielsweise in Adam Wingards kinematographischer Perle „The Guest“ so manches Zitat vermutet lässt, muss man in der Besprechung doch nicht gleich auf Quentin Tarantino zu sprechen kommen, dessen referenzieller Gestus ja ohnehin in einer vollkommen differenten Kontextualisierung gebiert. Und so ist es nun auch mit Kevin Smiths neuster Kreation „Tusk“, den viele ja als absurde Replik auf Tom Six' zum skandalösen Kultfilm verklärten „The Human Centipede - Der menschliche Tausendfüßler“ verstehen w...
Kritik: The Guest (USA 2014)
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Kritik: The Guest (USA 2014)

Cold as ice, this face I see. Eisblaue Augen, Haare aus Beton und ein Körper wie ein Unterwäschemodel: Wer würde solch einen Adonis nicht in die eigenen vier Wände lassen? Regisseur Adam Wingard und Drehbuchautor Simon Barrett verdrehen kurzerhand die Vorzeichen ihres letzten Genrestreichs „You're Next“ und holen den „War on Terror“ zurück auf amerikanischen Boden, speziell ins Leben einer „typisch“ weißen Mittelklassefamilie. Dafür reichen Wingard und seinem Kameramann Robby Baumgartner auch nur ein paar Bilder, um den Film in Gang zu kriegen. Die Mutter verabschiedet Mann und Kinder, leicht abwesend. Einen Schwenk über alte Familienfotos später und wir verstehen die glasigen Augen von Mrs. Peterson (Sheila Kelley). Ihr Sohn Caleb ist im Nahen Osten gefallen und ohne es zu ahnen be...
Kritik: Inherent Vice (USA 2014)
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Kritik: Inherent Vice (USA 2014)

She came along the alley and up the back steps the way she always used to. Doc hadn't seen her for over a year. Nobody had. Back then it was always sandals, bottom half of a flower-print bikini, faded Country Joe & the Fish t-shirt. Tonight she was all in flatland gear, hair a lot shorter than he remembered, looking just like she swore she'd never look. Erich von Stroheim hat 1924 Frank Norris' Roman „McTeague“ angeblich Seite für Seite verfilmt. Heraus kam „Gier“. Der acht bis zehn stündige „Director's Cut“ ist bis heute verschollen, da das Studio Stroheims megalomanische Adaption radikal stutzte und verscharrte. Es existiert nur noch eine 239 minütige restaurierte Fassung. Auch Stanley Kubrick adaptierte gerne Literatur. „"If it can be written or thought, it can be filmed.“" s...
Kritik: Magic in the Moonlight (USA 2014)
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Kritik: Magic in the Moonlight (USA 2014)

Sie ist doch ganz angenehm, Schwindlerin hin oder her. Vor ein paar Jahren, während meiner Ausbildung habe ich eine Zeit lang als Kameramann beim Großbetrügerprojekt „Astro TV“ gearbeitet. Es waren anstrengende Tage, an denen die Minuten wie Stunden vergingen und das Dauergelaber der selbsternannten Wahrsager_innen meinen Geist malträtierte. Natürlich war das alles großer Humbug. Das einzig echte an dieser Sendung waren die Anrufer_innen, meistens ältere Damen, die sich Glück, Arbeit und Geld für ihre Kinder und Kindeskinder wünschten. Das hatte etwas rührendes. Ich dachte mir immer: Ganz egal wie falsch diese Vorhersagen und vor allem die Abzocke dahinter auch sind, so ein wenig Trost spendeten die Worte der Schmalspurspiritist_innen dann doch. So auch wie Religionen das Unerträgli...
Kritik: Die Legende der Prinzessin Kaguya (JP 2013)
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Kritik: Die Legende der Prinzessin Kaguya (JP 2013)

In the end it’s not all good, but if one chooses to live, it is necessary to have hope. It is the only way of living. That is my message, and I hope that my films contribute to that message! - Isao Takahata Eigentlich gibt es genügend Gründe für deutsche Ghibli-Fans beherzt zum Sake zugreifen und anzustoßen, schaffte es doch nicht nur „Wie der Wind sich hebt“, der aktuelle Film von Altmeister Hayao Miyazaki, sondern nun auch die lang erwartete Märchenadaption „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ von Ghibli-Urgestein Isao Takahata (u.a. „Die letzten Glühwürmchen“) auf unsere Leinwände. Da der asiatische Film in den letzten Jahren vornehmlich außerhalb deutscher Kinos stattfand, gleicht es einem Wunder wie viele interessante und nicht unbedingt massenkompatible Produktionen es dieses ...
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Kritik: Zwei Tage, eine Nacht (BE, FR, IT 2014)

Autor: Conrad Mildner "Die Prämie kriegen wir, weil wir dafür geschuftet haben. Schämst du dich nicht hierher zu kommen und uns zu beklauen?" Wenn auf faire Weise innerhalb einer Gruppe entschieden werden soll, wird gerne zum Mittel der Abstimmung gegriffen. Ganz nach demokratischem Vorbild, versteht sich; so einfach, so kurzsichtig. Im neuen Film der Gebrüder Dardenne wird die frisch nach einer heftigen Depressionsattacke ins Arbeitsleben zurückgekehrte Sandra (Marion Cotillard) Opfer einer äußerst perfiden Abstimmung. Ihre Kolleg_innen sollen sich zwischen dem Erhalt ihrer Stelle oder einer einmaligen Bonuszahlung von tausend Euro entscheiden und der immer noch stark geschwächten Frau bleiben nur die titelgebenden zwei Tage und eine Nacht, um die Mehrheit von der ersten Option zu überz...
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Kritik: A Most Wanted Man (DE, GB, US 2014)

Autor: Conrad Mildner "Not only is this man wanted, I would dare to say that he is the most wanted." Es ist der erste Film seit dem Tod Philip Seymour Hoffmans, in dem wir den Ausnahmeschauspieler als Kinogeist erleben. Anfang des letzten Jahres schrieb ich noch eine Hymne auf Hoffman. Auch mir war zu der Zeit nicht bewusst in was für einer schwierigen Lage er sich befindet. Niemand konnte wohl erahnen, dass der Familienvater und Oscar-Preisträger plötzlich durch eine Überdosis Heroin von uns gehen würde. Und auch wenn die kommende Filmen, wie „A Most Wanted Man“, Hoffmans Tod ebenso wenig vorhersehen konnten, legt sich der noch frische Totenschleier wie ein weiterer Filter über die Bilder. Seine unangepasste Erscheinung in „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ als Plutarch Heavensbee,...