Filme

Kritik: Anna Karenina (GB 2012) – Eine Romanadaption der etwas anderen Art
Drama, Filmkritiken

Kritik: Anna Karenina (GB 2012) – Eine Romanadaption der etwas anderen Art

Romantic love will be the last delusion of the old order. Kaum ein Regisseur zeigt sich aktuell künstlerisch so vielseitig wie Joe Wright. Bereits mit seinem vielerorts missverstanden Arthouse-Actioner Wer ist Hanna? kam er bei der Masse nicht gut an. Dass ihm das aber keinen Abbruch tut, macht ihn weiterhin zu einem der interessantesten Regisseure unserer Zeit. Wer erwartet hatte, dass Wright mit Anna Karenina, einer für Herzschmerz prädestinierten Geschichte, an seine emotional packenden Literaturadaptionen Abbitte* und Stolz und Vorurteil anschließen würde, der könnte nicht falscher liegen. Joe Wright erfindet sich erneut neu und Anna Karenina ist seine eiskalte Abrechnung mit gesellschaftlichen Zuständen, der es - trotz Fokus auf das große Thema Liebe - kaum daran gelegen ist de...
Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik
Amazon Prime, Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik

Das Volk hat das Recht misstrauisch zu sein, solange es nicht selbst politische Macht besitzt. Wenn ein Regisseur fast sieben Jahre an einem Film arbeitet, dann ist das entweder ein schlechtes Zeichen oder eben das genaue Gegenteil. Im Falle von Der Aufsteiger dürfen wir uns darüber freuen, dass es sich um Letzteres handelt, denn Pierre Schoeller hat mit seiner dritten Regiearbeit den vielleicht besten Politfilm seit Jahrzehnten abgeliefert, der uns einen kompromisslosen Einblick in den Arbeitsalltag eines Ministers liefert - surreal, schockierend, lehrreich, aber zum Glück niemals belehrend. Ein Busunfall zwingt den französischen Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) mitten in der Nacht aufzustehen und zum Unfallort zu fahren. Er soll sich dort vor den Medien und somi...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Die Hüter des Lichts (USA 2012)

"Alle lieben den Schlitten." „Papa, sind der Weihnachtsmann und der Osterhase eigentlich Freunde?“ Mit dieser Frage soll alles angefangen haben. William Joyce, der Autor der Kinderbuchreihe „Die Hüter des Lichts“ bekam diese Frage von seiner sechsjährigen Tochter gestellt. Vierzehn Jahre und zahlreiche Bücher später bringt Dreamworks nun den passenden Film ins Kino unter der Regie von Peter Ramsey, der hiermit sein Langfilmdebüt abliefert. Anstatt die Bücher zu verfilmen, entschieden sich Ramsey und Joyce eigene Geschichten fürs Kino zu entwickeln und verlegten die Handlung viele Jahre nach den Handlungen in den Büchern. Der Weihnachtsmann mit russischen Vorfahren und Tattoos, der Osthase mit dem australischen Touch eines Rangers, die Zahnfee mit Matriarchat und unterdrückter Libido un...
Kritik: Der Geschmack von Rost und Knochen (FR 2012) – Jacques Audiard schlägt ein neues Kapitel auf
Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Der Geschmack von Rost und Knochen (FR 2012) – Jacques Audiard schlägt ein neues Kapitel auf

Do you even realize what you say? Der Aufstieg des Franzosen Jacques Audiard ist eine bewundernswerte Geschichte. Bereits seit 1974 ist er im Filmgeschäft tätig. Als sein erster großer Erfolg gilt das Drehbuch zum französischen Kultactioner "Der Profi" mit Jean-Paul Belmondo. Danach wurde es leider ruhig um Audiard. Hier schrieb er ein Drehbuch zu einer Serie, dort zu einem unbedeutenden Film, aber in der Kinolandschaft richtig Fuß zu fassen gelang ihm nicht. 10 Jahre nach "Der Profi" bekam er schließlich doch seinen ersten Film "Wenn Männer fallen" finanziert, in dem bereits sein gutes Gespür für Charakterzeichnung erkennbar wurde. Nach ein paar weiteren sehr guten Arbeiten, darunter "Das Leben - Eine Lüge" und "Der wilde Schlag meines Herzens" stellte er 15 Jahre später schließlic...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Cloud Atlas (DE, HK, SG, US 2012)

Autor: Conrad Mildner ...from womb to tomb, our lives are not our own... Wenn man bedenkt, dass „Cloud Atlas“ die bisher teuerste, deutsche Co-Produktion aller Zeiten ist, so war ich verwundert darüber wie unbekannt der Film selbst in filmaffinen Kreisen ist. Irgendwie läuft da etwas mit dem Marketing falsch. Man sieht zwar hier und da ein Poster oder einen Trailer, aber sobald man nur „Cloud Atlas“ sagt, weiß kaum einer worum es geht. Dabei hat solch ein megalomanisches Projekt diese Aufmerksamkeit nicht nur nötig, sondern auch verdient, denn wenn Deutschland mal nach Hollywood schielt, dann kommt meistens nur Schrott wie die „Resident Evil“-Reihe heraus. Die schwer fassbaren Stoffe, die überlangen Drehbücher, die haushohen Ambitionen sucht man hier ja ziemlich vergeblich. So überrasch...
Kritik: James Bond 007: Skyfall (GB 2012) – Sein Hobby ist Auferstehung
Action, Filme, Filmkritiken

Kritik: James Bond 007: Skyfall (GB 2012) – Sein Hobby ist Auferstehung

England... MI6... so old-fashioned! James Bond ist sichtbar älter, zerbrechlicher und nachdenklicher geworden. Nach seinem eiskalten Rachefeldzug im eher bescheidenen Quantum Of Solace, in dem der Franzose Mathieu Amalric Daniel Craig das Leben schwer machte, wird nun der MI6 und damit einhergehend Großbritannien von Cyber-Terroristen bedroht. Schneller als der Blitz erscheint James Bond (Daniel Craig), der vom MI6 eigentlich für tot erklärt wurde, auf dem Dienstplan, um dieses Mal die Vernichtung des MI6 abzuwenden. Was in einer unglaublich virtuos inszenierten Verfolgungsjagd seinen Anfang nimmt, entwickelt sich schnell zu einem bedrohlichen, sehr realen Thriller, der auf so viel Drama und Düsternis setzt wie kein Bond-Film zuvor. An die Klasse von Casino Royale kann Qualitätsgara...
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Kritik: The Girl (GB 2012)

„You had a breathing, living woman, and you turned her into a statue.“ Das Verhältnis zwischen dem Regisseur und der Schauspielerin hat bis heute nichts von seiner musischen, aber auch gewalttätigen Kraft verloren. Die Filmgeschichte ist reich an Beziehungen zwischen Schauspielerinnen und ihren Regisseuren, glanzvolle Affären, behütete Ehen, aber auch bedrohliche Abhängigkeiten. Das Klischee des aufstrebenden Starlets, dass erst auf die Besetzungscouch muss um ganz nach oben zu kommen, war noch nie eine Geschichte bei der beide Parteien als Sieger hervor gingen. Das Kunstgewerbe, wie auch die Filmbranche werden bis heute von Männern dirigiert. Die Nötigung von Frauen für den Karrieresprung, solche perfiden Mittel denken sich nur die Herrschenden aus und sie haben auch die Macht an ihnen...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Premium Rush (USA 2012)

"Keine Bremsen. Kann nicht anhalten. Will es auch nicht." Ein Tag in New York City: Wilee (Joseph-Gordon Levitt) ist der furchtloseste aller Fahrradkuriere. Sein Bike hat weder Bremsen noch Gänge. Es gibt nur eine Art vorwärts zu kommen und keine um sich aufhalten zu lassen. Heute erhält Wilee den Auftrag. Er soll einen Umschlag von A nach B transportieren, eigentlich ein Alltagsjob, doch auf einmal ist ihm ein rücksichtsloser Cop (Michael Shannon) auf den Felgen, der diesen ominösen Umschlag unbedingt haben will. Noch bevor man überhaupt den Film gesehen hat, möchte man auf die Knie fallen und David Koepp dafür danken sich überhaupt an so eine Geschichte rangetraut zu haben. Klar, sie ist simpel, aber das ist es ja gerade. Mainstream-Action aus Hollywood begnügt sich schon seit Jahren...
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Kritik: 96 Hours – Taken 2 (FR 2012)

"Hör mir bitte zu Kim! Deine Mutter und ich werden entführt." Es kommt nicht oft vor, dass man einen Film sieht, der die eigenen Erwartungen mehr als übertrifft. „96 Hours“, oder schlicht „Taken“, war damals so ein Film. Wer hätte gedacht, dass der bisher einzig auf Charakterrollen adressierte Liam Neeson glaubhaft zum Sly Stallone der Gegenwart avanciert. Die klare Regie und ein Drehbuch ohne viel Firlefanz machten den astreinen, schlanken, aber äußerst kompromisslosen Vigilante-Thriller erst möglich. Der Erfolg war enorm, eine Fortsetzung wohl unausweichlich. Der Ironie des Schicksals ist es nun auch geschuldet, dass meine Erwartung dem zweiten Teil gegenüber weit untertroffen wurde. Nicht, dass ich etwas genauso gutes vermutet hätte, aber dass „96 Hours - Taken 2“ genauso unbeholfen ...
Kritik: The Help (USA 2011)
Drama, Filmkritiken

Kritik: The Help (USA 2011)

Mut heißt nicht immer, dass man tapfer ist. Mut ist das Wagnis etwas Neues zu tun, obwohl unser Fleisch schwach ist. Jackson, 1962: Aibileen Clark, Minny Jackson und Constantine sind dunkelhäutige Dienstmädchen, die ihre Arbeiten im Haus von weißen, angesehen Frauen verrichten. Ihre Arbeit besteht aus kochen, dem aufräumen und putzen, sowieso dem Hüten und die Erziehung der Kinder. Die eigentlichen Mütter haben längst den Draht zu ihren Sprösslingen verloren und die wahren Bezugspersonen sind die Dienstmädchen. Wahrhaben will das natürlich keiner. Eugenia ist eines der Kinder, die von Constantine aufgezogen wurde und sich zur Journalistin gemausert hat, nicht zuletzt dank der liebevollen Erziehung Constatines. Doch Eugenia findet ihre Heimat als einen Ort der Diskriminierung wieder,...