Die besten Mediensatiren zum Kinostart von Verlorene Illusionen

ein Special von Philippe Paturel & Michael Gasch

Du stöberst gerne durch Best-Of-Listen? Dann hier entlang!

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© Cinemien

Xavier Giannolis Historiendrama Verlorene Illusionen, in dem der Aufstieg und Fall eines hartnäckigen Journalisten portraitiert wird, feierte letztes Jahr in Venedig Weltpremiere und seitdem vor allem in Frankreich selbst (immerhin ausgezeichnet mit sieben Césars) große Erfolge. Leider hat es über ein Jahr seit der Weltpremiere gedauert, bis der Film jetzt endlich auch bei uns in Deutschland zu sehen ist. Verlorene Illusionen ist eine prachtvoll inszenierte, famos gespielte sowie clever geschriebene moderne Verfilmung des gleichnamigen Romans, ein gesellschaftskritisches Zeitdokument aus der Feder von niemand Geringerem als Honoré de Balzac. Vor der Kamera sind u.a. auch Cécile de France, Vincent Lacoste, Xavier Dolan und Gérard Depardieu zu sehen. Hier geht’s zum Trailer.

Passend zum Kinostart am 22. Dezember 2022 haben wir jetzt einen Rückblick auf die besten satirischen Filme über die Medienwelt gewagt. Immerhin bestimmen Fake-News, Massenmanipulation und Propaganda – ganz aktuell besonders im Kontext des Ukrainekriegs – leider nach wie vor unsere Gegenwart. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn sich auch Filmschaffende diesen Themen in Mainstream- ebenso wie in Arthouse-Produktionen widmen. Einige Filme über die Macht des Fernsehens, über die Praktiken in Medienhäusern oder über die generellen Machenschaften im Journalismus sind da mitunter sogar regelrecht erhellend.

Die Bandbreite zwischen satirischen Klassikern wie Stanley Kubricks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben und schwarzen Komödien wie Don‘t Look Up aus dem letzten Jahr könnte dabei allgemein nicht diverser ausfallen. Doch welche Produktionen sind die Crème de la Crème der besten Mediensatiren? Viel Spaß beim Entdecken! Fehlt euch ein Film?

Platz 9: Wag the Dog

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von Barry Levinson, mit Robert De Niro und Dustin Hoffmann

There is no war. Of course, there’s a war. I’m watching it on television!

Als der US-Präsident wenige Wochen vor seiner Wiederwahl der sexuellen Belästigung an einer Minderjährigen bezichtigt wird, sehen seine Chancen auf den Erfolg nahezu unmöglich aus. Conrad ‘Mr. Fix-It’ Brean (Robert De Niro), der Meister im Probleme lösen ist, muss Herr der Lage werden, um das Ganze zu vertuschen und dem Präsidenten die Wiederwahl zu sichern. So wird kurzerhand später mit dem Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffmann) ein Krieg inszeniert, um das amerikanische Publikum abzulenken. Ein echter Krieg? Nein, natürlich kein Krieg, ein Schauspiel! Gegen wen? Albanien! Warum Albanien? Warum nicht? Wag the Dog von Berry Levinson (Rain Man) könnte mit all der übertriebenen Lächerlichkeit sowie schwarzen Humor en masse nicht satirischer ausfallen. Mit einem Blick, was hinter den Kulissen bei einem Wahlkampf vor sich geht, erlebt man dadurch ein absolut skurriles Theater, bei dem die Massenmanipulation gleichermaßen abstrus und amüsant ausfällt. Doch hier bekommt nicht nur das Fernsehen sein Fett ab, auch die Akteure in Hollywood werden ordentlich durch den Kakao gezogen. Der Cast rund um Hoffman, De Niro sowie Kirsten Dunst, William H. Macy, Woody Harrelson und James Belushi, die jede paar Minuten für Lacher sorgen, erledigen den Rest. Den Film könnt ihr euch aktuell für nur 3,98 EUR als Stream* bei Amazon Prime kaufen.

Platz 8: Die Truman Show

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von Peter Weir, mit Jim Carrey und Laura Linney

We accept the reality of the world with which we’re presented. It’s as simple as that.

Lückenlos dokumentiert, hält die Reality-Serie The Truman Show seit seiner Geburt das Leben von Truman Burbank (Jim Carrey) fest. Per Live-Übertragung, und das rund um die Uhr, zieht es die Menschen vor den Fernsehgeräten in den Bann, besonders dann, wenn Truman mit Schicksalsschlägen konfrontiert wird und man mit fiebert, wie es weitergehen wird. Unwissend, sich in einer simulierten Realität zu befinden, lebt Truman normal sein Leben. Als sich eines Tages das Gefühl intensiviert, dass in seiner Welt etwas nicht stimmt, bröckelt sein Weltbild und fällt kurzerhand später regelrecht in sich zusammen. Was wäre diese Liste schon ohne diesen einzigartigen Klassiker? Schließlich vereint dieses Portrait über konstruierte Wirklichkeit etliche Aspekte wie zum Beispiel mediale Manipulation, dystopische Fiktion und gesellschaftliche Überwachung mit einer gehörigen Portion Voyeurismus. Zusammengefasst: pure Realsatire. Dass die Truman Show als Unterhaltungsprogramm tatsächlich funktioniert, sollte uns in den heutigen Tagen aber stark zu denken geben. Big Brother, in dem diese angeprangerten Faktoren auf die Höhe getrieben werden, ist schließlich das beste Beispiel. Fernsehfanatiker, aber auch Influencer von heutzutage, scheinen es jedoch besser zu wissen – sind es nicht gerade sie, die von diesem Voyeurismus abhängig sind? Der Film ist aktuell im Abo von Amazon Prime* enthalten.

Platz 7: Nightcrawler

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von Dan Gilroy, mit Jake Gyllenhaal und Rene Russo

Do you know what fear stands for? False Evidence Appearing Real.

Nachtschwärmer Lou (Jake Gyllenhaal) dreht ein krummes Ding nach dem anderen. Als er eines Nachts einen Verkehrsunfall und die keine Minute später auftauchenden Sensationsreporter miterlebt, sieht er seine Chance, um aus dem Sumpf der Kleinkriminalität herauszukommen. Schließlich gibt es jede Menge medialer Nachfrage nach drastischen Videomaterial. Je blutiger, desto besser! Dass in den Medien vermehrt auf Negativität gesetzt wird, ist nicht weiter überraschend. Mord, Krieg, Unfallberichte und Terrorismus sorgen schließlich für jede Menge Aufruhr, Klickzahlen und Einschaltquoten. In wunderschön prächtigen Aufnahmen des nächtlichen Lebens erleben wir dadurch eine unglaubliche Tour de Force des Antihelden Lou, der die Gewalt so ästhetisch wie nur möglich einzufangen versucht. Nightcrawler, der mit einem ökonomischen Blick auf diese Entwicklung blickt, zeigt dabei eins ganz deutlich: Effizienz (im Journalismus sowie in sämtlichen weiteren sozialen Teilsystemen) ist nicht moralisch. Die Sensationsreporter, die sich einen Dreck um ethische Standards im Journalismus scheren, interessiert es hier also recht wenig, wie drastisch das Videomaterial ausfällt. Durch das Mittel der Überspitzung fällt die satirische Komponente zum Beispiel bei leuchtenden Augen über Gewalt und Blut dementsprechend eklatant aus – wie ein Faustschlag ins Gesicht. Die heutigen Medien lassen grüßen. Aktuell könnt ihr den Film für nur 3,99 EUR bei Amazon Prime* streamen.

Platz 6: Ein Gesicht in der Menge
(A Face in the Crowd)

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von Elia Kazan, mit Lee Remick und Patricia Neal

I’m not just an entertainer. I’m an influence, a wielder of opinion, a force… a force!

Ja, es fiel tatsächlich bereits 1957 in dieser verrückten Mediensatire der heute alltägliche Begriff des “Influencers”. Elia Kazan (Die Frau im Nacken) schildert die Manipulation der Medien mit Hilfe dieses filmischen Porträtierens eines Selfmademans. Andy Griffith spielt diesen Larry ‘Lonesome’ Rhodes, der sich aus scheinbar eigener Kraft zu einer bedeutenden Persönlichkeit entwickelt und zu einem der Opinion Leader schlechthin avanciert, mit einer Leidenschaft, die teils wahrlich beängstigend ist. Ein größtenteils eindrucksvollen Werk, welches ebenso zeitlos ist so wie es den damaligen politisch-medialen Alltag unter Eisenhower widerspiegelt. Ebenfalls mit von der Partie ist übrigens der stets großartige Walter Matthau! Ein Gesicht in der Menge ist aktuell leider nur auf Blu-ray als UK-Import erhältlich.

Platz 5: Citizen Kane

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von und mit Orson Welles

Don’t believe everything you hear on the radio.

Für viele ist Citizen Kane einer der absolut besten Filme aller Zeiten, das Mediendrama krönt selbst heutzutage noch außerordentlich viele Bestenlisten. Und natürlich hat Orson Welles hiermit einen ebenso zeitlosen wie einflussreichen Film gedreht. Insbesondere die Inszenierung war für die damalige Zeit revolutionär und das Drehbuch bietet auch aus heutiger Sicht noch eine ungewöhnlich komplexe Narrative. Citizen Kane ist ein reichhaltiges, kühnes sowie raffiniertes Werk – auch wenn es den heutigen Zuschauer – oder zumindest uns – nicht mehr so sehr bewegt, wie manch andere modernere Meisterwerke. Daher auch nur der Platz 5 in dieser Liste. Citizen Kane könnt ihr euch aktuell für 4,98 EUR als Stream* bei Amazon Prime kaufen.

Platz 4: King of Comedy

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von Martin Scorsese, mit Robert De Niro und Jerry Lewis

Better to be king for a night than schmuck for a lifetime.

The King of Comedy handelt von einem Mann, dessen Verehrung sowie Huldigung bereits zur krankhaften und ausweglosen Sucht geworden sind. Rupert (Robert De Niro) möchte nicht einfach nur in die Medienbranche einsteigen, er will sein Idol ersetzen und ihn überholen. Das falsche Bild seines Standes in der Welt verdrängt die wahre Unsicherheit und die bittere Verzweiflung. The King of Comedy vermischte 1983 die Gedankenwelt und die Realität eines Fanatikers, der sich nur noch mit einem Verbrechen zu helfen weiß. Tagträume werden zu Vertretern von unerfüllter Liebe und eigentlich weit entfernten Träumen. Martin Scorsese inszenierte eine zeitlose Mediensatire über die Entfremdung der modernen Gesellschaft und verzichtete dabei weder auf humoristische Momente noch auf tragische Szenen, welche sowohl Mitleid als auch Scham erzeugen. Gleiches gilt übrigens für die nicht minder brillante Comicverfilmung Joker aus dem Jahr 2019, die sich in vielerlei Hinsicht von The King of Comedy hat inspirieren lassen. Der Film ist aktuell nur auf Blu-ray erhältlich*.

Platz 3: Reporter des Satans
(Ace in the Hole)

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von Billy Wilder, mit Kirk Douglas und Jan Stirling

It’s a good story today. Tomorrow, they’ll wrap a fish in it.

Reporter des Satans ist heutzutage nicht nur einer der meistvergessenen Regiearbeiten Billy Wilders (Manche mögen’s heiß). Insbesondere das versessene Schauspiel von Kirk Douglas als zynischer, nach Ruhm strebender Reporter Chuck Tatum, dessen einziges Ziel es ist, wieder als Großstadtredakteur ins Rampenlicht zu kommen, hinterlässt auch noch heute einen wirklich nachhallenden Eindruck. Ohne Skrupel zaubert er aus einem zunächst unscheinbaren Unfall, bei dem ein Minenarbeit verschüttet wird, eine Sensationsgeschichte, welche innerhalb nur weniger Stunden und Tage eine Masse an Touristen in einen ehemals leblosen Ort zieht. Die Vorstellung, dass ein Zeitungsreporter Ereignisse des Profits und des Ruhms wegen unter Missachtung des Opfers manipuliert, scheint absolut unmenschlich. Und doch hat das Thema Sensationsjournalismus bis heute kein Filmemacher so gut auf den Punkt gebracht. Reporter des Satans ist aktuell im Abo von WOW enthalten, ebenfalls könnt ihr euch den Film gegen eine Leihgebühr bei Amazon Prime* anschauen.

Platz 2: Videodrome

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von David Cronenberg, mit James Woods und Leslie Carlson

The battle for the mind of North America will be fought in the video arena: the Videodrome. The television screen is the retina of the mind’s eye. Therefore, the television screen is part of the physical structure of the brain. Therefore, whatever appears on the television screen emerges as raw experience for those who watch it. Therefore, television is reality, and reality is less than television.

In Videodrome hält Regielegende David Cronenberg (Die Fliege, Crimes of the Future) nicht nur dem Medium Fernsehen den Spiegel vor die manipulativ-voyeuristische Fratze, sondern er zeigt auch seinem eigenen Tätigkeitsbereich die Grenzen auf und mahnt vor den Gefahren, die die Überschreitung dieser in der Filmbranche nach sich ziehen könnten. Die große Klasse dabei ist, nie belehrend wirken zu wollen und dem Zuschauer vorgefertigte Meinungen zu injizieren, ob sie ihm nun passen oder nicht. Das Drehbuch und Inszenierung halten immer ein interessantes Hintertürchen offen, sind immer mehrdeutig interpretierbar und verstehen es, sich einem Thema mit der nötigen Intelligenz zu widmen, ohne in plakativen Kaskaden und Endlosspiralen zu rotieren. Videodrome ist – auch aufgrund seiner sensationellen Body Horror Elemente – der visionärste sowie auch erschütterndste Medienfilm aller Zeiten. Noch körperlicher wird Kino nie mehr sein. Aktuell könnt ihr den Film für nur 3,98 EUR bei Amazon Prime* streamen. Allen, die die dafür nötigen Voraussetzungen zu Hause haben, lege ich jedoch die fantastische 4K Restaurierung von Arrow Video UK ans Herz.

Platz 1: Network

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von Sidney Lumet, mit Peter Finch und Faye Dunaway

I’m as mad as hell, and I’m not going to take this anymore.

Howard Beale (Peter Finch) ist langjähriger Nachrichtensprecher für UBS und der ungekrönte König des Fernsehens. Nachdem er erfährt, dass er aufgrund schlechter Quoten gefeuert werden soll, erlebt er einen mentalen Kurzschluss. Er plant daraufhin seinen Selbstmord in der letzten Show. Da die Quoten nach diesem Auftritt durch die Decke gehen, kommt alles anders: Beale behält seinen Sendeplatz. Mit Hasstiraden und seinem generellen Frust über ein verrückt gewordenes (Medien-)System rechnet er fortan mit dem Fernsehen, aber auch dem manipulierten Publikum ab. Die schwarze Komödie fokussiert sich mit einer ungezügelten Härte auf das Thema der Massenmanipulation durch das Fernsehen. Bei den stilistischen Mitteln kommen dabei einerseits Spott zum Einsatz, andererseits aber auch die Hyperbel, um das ganze gesellschaftliche System auf übertriebene Art und Weise bloßzustellen. Das Problem der medialen Manipulation liegt aber nicht ausschließlich beim Establishment und den Medienproduzenten, sondern auf der anderen Seite genauso beim Konsumenten. Dass Beale alle anschreit, das Fernsehgerät auszuschalten und zu lernen, was Realität und was Fiktion bedeutet, darf man wortwörtlich nehmen. Network von Regie-Ass Sidney Lumet (Die zwölf Geschworenen, Hundstage) ist und bleibt ein zeitloser Klassiker, welcher Medienkritik sehr klug verpackt und damit dem Publikum die Augen öffnet. Aktuell könnt ihr den Film für nur 3,99 EUR bei Amazon Prime* streamen.

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