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Was macht die besten Horrorfilme aller Zeiten aus? Ein echter Horrorfilm lebt unserer Meinung nach von seiner Atmosphäre, von leisen Andeutungen, die sich in den Gedanken der Zuschauer dann Stück für Stück ausbreiten dürfen und dadurch für Angst und Schrecken sorgen, denn, und das weiß jeder gute Drehbuchautor wie Regisseur, nichts ist furchterregender als die Kraft der individuellen Phantasie. Horror definiert sich nicht durch seinen Blutzoll oder seine erdrückende Effekthascherei, echter Horror kommt schleichend durch die Hintertür, anstatt mit der kreischenden Kettensäge durch die Vordertür zu rauschen – auch wenn diese ebenfalls gehörig für Gänsehaut sorgen kann. Wer sich also schon mal gefragt hat, welche Genre-Prunkstücke sich in den Köpfen der CinemaForever-Autoren eingebrannt haben und auch noch heutzutage mit spitzen Fingernägeln an der Zimmertür kratzen, der darf sich nun über die Top 33 unserer Lieblingshorrorfilme freuen, die wir für euch zusammengestellt haben. Viel Spaß mit unseren besten Horrorfilme aller Zeiten
Platz 35: Ein Kind zu töten (ES 1976) von Narciso Ibáñez Serrador
Wenn es um Anspannung geht, weiß Narciso Ibáñez Serrador genau welche Knöpfe er bedienen muss. Ein Kind zu töten ist auch kein Film, der nur durch seine Handlung entfalten werden kann, Ein Kind zu töten ist ein Film, den man erfahren muss, den man in seiner atmosphärischen Bedrängung erlebt haben muss. So bitterböse wie das ausweglose Netz hier gespannt wurde, so schockierend zeigt sich auch die Zeichnung der Kinder, dem Ursprung allen Übels. Serrador ist nicht daran interessiert sie als übersinnliche Wesen in menschlicher Hülle darzustellen, sondern lässt ihnen über die gesamte Laufzeit das Kindliche, das Naive, nur ist die angedichtete Harmlosigkeit ein Trugschluss. Selten war ein Kinderlachen bedrängender und die moralische Zwickmühle bitterer.
Platz 34: It Follows (US 2014) von David Robert Mitchell
It Follows war 2014 das Schönste, was dem Horrorgenre in Jahren wiederfahren ist. Endlich wurde der Horrorfan wieder für voll genommen und das Resultat ist dementsprechend ein wahrhaftiger filmischer Albtraum, der den Zuschauer noch Wochen später verfolgt. It Follows besinnt sich dabei auf das klassische Horrorkino, verpasst diesem einen modernen Anstrich und erzählt seine Coming-of-Age-Geschichte dermaßen zeitlos, dass es eine wahre Freude für jeden eingefleischten Fan subtiler Horrorfilme ist. It Follows ist schon jetzt ein moderner Horrorklassiker, über den man vorher am besten nichts wissen sollte, der aber trotzdem zur mehrfachen Sichtung einlädt und zahlreiche Deutungsmöglichkeiten eröffnet.
Platz 33: Martyrs (FR 2008) von Pascal Laugier
Pascals Laugiers Martyrs ist einer der viel diskutierten, nach wie vor umstrittenen Filme der letzten 20 Jahre. Auch für mich ist der Horrorfilm einer der unfassbarsten Kinoerlebnisse, die ich kein zweites Mal sehen muss. Dem Fazit von vielen, dass dies einer der prätentiösten, unsinnigsten Filme sei, kann ich keinesfalls zustimmen, obwohl Pascal Laugier fraglos gewisse Grenzen überschritten hat, was folglich, wie kaum ein anderer Film, Diskussionen darüber entfacht hat, was im Kino gezeigt werden darf (bzw. sollte) und was besser nicht. Meiner Meinung nach ist Martyrs am Ende ein Horrorfilm, der bei weitem nicht das offen zeigt, was er könnte, sondern vielmehr auf psychischer Ebene den Zuschauer auf subtile Art und Weise fordert und herausfordert. Für mich ist Martyrs einer der intelligentesten Horrorfilme überhaupt. Doch ich weiß – und verstehe – natürlich, dass das einige etwas anders sehen.
Platz 32: Blutgericht in Texas (US 1974) von Tober Hooper
Mit seinem rohen, ungeschliffenen Meilenstein von 1974 schuf Tobe Hooper einen der intensivsten Terrorilme aller Zeiten. Unbarmherzig brennen sich die Bilder des Streifens dem Betrachter, weniger aufgrund der kaum expliziten Gewaltdarstellung, sondern überwiegend aufgrund der flirrenden Hitze der Atmosphäre, in den Kopf des Zuschauers. Die texanische Hitze scheint untrennbar mit den grobkörnigen, ungefilterten 16mm-Aufnahmen verschmolzen zu sein. Absolute Ultrakunst, nicht mehr und nicht weniger, auch wenn der Film heute nicht mehr so sehr zu schockieren mag, wie zu Zeiten seiner Veröffentlichung.
Platz 31: Der weiße Hai (US 1975) von Steven Spielberg
Steven Spielberg entwarf mit Der weiße Hai ein unerschütterliches (Genre-)Monument, bis heute beispielhaft in Sachen Spannungsaufbau und der konstanten Aufrechterhaltung von siedender Bedrohung. Der reine Blick auf das Meer hat seit diesem Film jedwede Unschuld verloren und wurde fortan mit einem Höchstmaß an Schrecken konnotiert. [Komplette Kritik]
Platz 30: Halloween II (US 2009) von Rob Zombie
Rob Zombies persönlicher Alptraum wird nach wie vor missverstanden. Das liegt vor allem an seiner Eigenwilligkeit – Halloween II ist blutig, abstoßend, konsequent und surrealistisch inzeniert und hält nichts von Genrekonventionen. Ein Highlight des modernen Horrorfilms. [Komplette Kritik]
Platz 29: Tanz der Vampire (US 1967) von Roman Polanski
Die Horrorkomödie schlechthin. Wie Polanski hier ein ganzes Genre, im Speziellen den Vampirfilm, auf die Schippe nimmt ist einfach nicht mehr zu schlagen. In diesem Sinne: “Wollen wir einen Engel durchs Zimmer tanzen lassen?” [Komplette Kritik]
Platz 28: Tanz der Teufel / Tanz der Teufel 2 (US 1981/1987) von Sam Raimi
“You bastards, why are you torturing me like this? Why?” Trashperlen aus dem Hause Raimi. Jeder Horrorfan kennt die Erzählung von der verfluchten Blockhütte mitten im Wald. Bereits vor über 30 Jahren gelang Sam Raimi mit seinem Tanz der Teufel ein Genrestreich, der nur noch von Tanz der Teufel 2 übertreffen werden konnte, in welchem sich B-Movie-Ikone Bruce Campbell alleine den Untoten entgegenstellt. Ebenfalls sehenswert: Das Evil Dead Reboot aus dem Jahr 2013. [Komplette Kritik]
Platz 27: Augen ohne Gesicht (FR 1960) von Georges Franju
Dank dieses frankensteinischen Geniestreichs wird Regisseur Georges Franju als Vorläufer des Gore-Kinos bezeichnet, das tatsächlich erst einige Jahre später seinen Anfang nahm. Eigentlich gibt es hier nur eine Szene, die wirklich für Schrecken sorgt. In dieser entfernt ein Chirurg, der seiner Tochter ein neues Gesicht geben möchte, während einer verstörenden Operation einem seiner Opfer das Gesicht. Seitdem haben viele Regisseure versucht, Georges Franju nachzuahmen. Das beste Beispiel hierfür ist Pedro Almodovars Die Haut, in der ich wohne (2011). Augen ohne Gesicht hat einen zeitlosen Einfluss. Nicht nur auf das Kino, sondern wohl auch aus wissenschaftlicher Perspektive betrachtet.
Platz 26: Nightmare – Mörderische Träume (USA 1984) von Wes Craven
“One, two, Freddy’s coming for you. Three, four, better lock your door. Five, six, grab your crucifix. Seven, eight, gonna stay up late. Nine, ten, never sleep again.” Ein Zitat, dem in der Kindheit wohl ohne Frage ein Albtraum gefolgt wäre. Heute ist der Film für uns vor allem eines: Einer der spassigsten Horrorfilme, der gekonnt Humor mit Schrecken vereint und eine der kultigsten Figuren der Horrorfilmgeschichte zu bieten hat. [Komplette Kritik]
Platz 25: Rosemaries Baby (US 1968) von Roman Polanski
Für die abgestumpfte Hostel– und Saw-Jugend ist dieser Film hier rein gar nichts. Dazu ist er einfach zu ruhig und zahm für heutige Verhältnisse. Wer jedoch einen Film nachhaltiger Wirkung sehen möchte, der darüber hinaus eine der dichtesten Atmosphären besitzt, sollte sich Rosemary’s Baby nicht entgehen lassen. Die starken Darsteller, der fantastische Score und Polanskis tolle Inszenierung tun ihr übriges und machen den Film zu einem Klassiker, der seiner Reputation in der Filmwelt mehr als nur gerecht wird. [Komplette Kritik]
Platz 24: Wenn die Gondeln Trauer tragen (GB/IT 1973) von Nicolas Roeg
“Sehen heißt Glauben!” spricht John Baxter zu sich, doch was ist, wenn man mehr sieht, als man glauben könnte? Don’t Look Now zeigt uns wie kein zweiter Film, wie abhängig wir von unseren Vorstellungen und Vorurteilen sind. Keiner von uns geht mit offenen Augen durch die Welt. Wir glauben nur das, was wir glauben wollen. Roegs Film, getarnt als psychologischer Horror-Thriller, ist somit viel eher eine philosophische Aufarbeitung der Erkenntnistheorie. Und ebenso eine Abrechnung mit dem kritischen Rationalismus. Die Moderne, mit all ihrer Wissenschaft, die Aufklärung, mit seiner angeblichen Unmündigkeit, sie alle werden hier zur Schlachtbank geführt und zerschmettert mit dem vollen Einsatz von Kamera, Schnitt und Musik. [Komplette Kritik]
Platz 23: Phenomena (IT 1985) von Dario Argento
Phenomena ist eine von Dario Argentos speziellsten Regiearbeiten, die man am besten ohne jedes Vorwissen das erste Mal sehen sollte. Die damals noch blutjunge Jennifer Connelly begeistert hier als Schülerin, die an ihrer neuen Schule in einen Rausch aus Morden, Grausamkeiten und Perversitäten gerät. Diesen Rausch unterlegt Argento mit Fantasy-Elementen, womit ihm einer der ungewöhnlichsten Genre-Vertreter gelungen ist.
Platz 22: The Innkeepers (USA 2011) von Ti West
The Innkeepers ist ein zutiefst trauriger und melancholischer Film, kein typischer Horror nach Schema F mit parodistischen Splatter-Einlagen und dümmlichen Plot-Twists. Der Tod hat hier nichts von seiner zerstörerischen Kraft verloren, und dass diese scheinbar sogar von der Protagonistin selbst ausgeht, macht Ti Wests Film umso erschreckender. Ein guter Horrorfilm sollte uns eben immer die eigenen Ängste vor Augen führen. Die Furcht davor Selbstmord zu begehen gehört ebenso dazu. Daher passt The Innkeepers so unmissverständlich in unsere Gegenwart, die Zeit der großen Depressionen. Menschen sterben durch eigene Hand und niemand spricht darüber. Die Geister sind schuld. Besser werden moderne Horrorfilme nicht mehr. [Komplette Kritik]
Platz 21: Die Teuflischen (FR 1955) von Henri-Georges Clouzot
Kein Wunder, dass sich Alfred Hitchcock von Die Teuflischen angegriffen gefühlt hat und sich 5 Jahre später dazu gezwungen sah, seinem französischen Gegenspieler Henri-Georges Clouzot mit Psycho zu beweisen, wer wirklich der herrische Chef im Ring ist. Und ja, der Thron des Psycho-Thrillers gehört dem pummeligen Briten. Allerdings muss sich Clouzot mit seinem Klassiker keinesfalls verstecken, schließlich fungierte er nicht nur für den Master of Suspense in gewisser Weise als Inspiration, sondern legte auch den brillanten Grundstein für ein unheimlich fesselndes wie vielseitiges Genre. Aber über Die Teuflischen muss man nicht viele Worte verlieren, man muss ihn in seinem detaillierten Facettenreichtum und der präzisen Inszenierung am eigenen Leib erfahren. Die Illusion des perfekten Mordes, eingehüllt in atmosphärische Schwarz-Weiß-Fotografien, wird zum Suspense-Manifest ohne jede dramaturgischen Fehltritte oder melodramatischen Abweichungen.
Platz 20: Henry: Portrait of a Serial Killer (USA 1986) von John McNaughton
John McNaughtons mit einem Budget von gerade einmal 110.000 Dollar gedrehtes Porträt eines Serienmörders bietet wahrhaftig düsteren und verstörenden psychologischen Horror. Es gibt nur eine Handvoll Filme dort draußen, die man sich ansieht und bei denen dem Zuschauer während und auch längere Zeit nach der Sichtung der Schock im Gesicht anzusehen ist. Basierend auf den wahren Taten des Serienmörders Henry Lee Lucas erreicht dieser Film etwas, was in heutigen Horrorfilmen selten ist: Er macht Angst und hält einem dabei den Spiegel vor, warum man Horrorfilme überhaupt konsumieren muss. Jeder wird nach diesem Film das Horrorgenre, aber auch die Filmkunst generell, aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Henry: Portrait of a Serial Killer ist bei Bildstörung erhältlich.
Platz 19: Schloß des Schreckens (GB 1961) von Jack Clayton
Ein echter Horrorfilm lebt von seiner Atmosphäre, von den leisen Andeutungen, die sich in den Gedanken der Zuschauer dann Stück für Stück ausbreiten dürfen und dadurch für Angst und Schrecken sorgen, denn, und das weiß jeder gute Drehbuchautor wie Regisseur, nichts ist furchterregender als die individuelle Kraft der Phantasie. Horror definiert sich nur nicht durch seinen Blutzoll oder seine erdrückende Effekthascherei, echter Horror kommt schleichend durch die Hintertür, anstatt mit der kreischenden Kettensäge durch die Vordertür zu rauschen. Jack Clayton, William Archibald und der große Truman Capote sind sich dieser Tatsache in vollen Umfang bewusst und setzen ihren Schwerpunkt auf dem Zweifelhaften, dem Unklaren. Und das meisterlich.
Platz 18: Die Vögel (USA 1963) von Alfred Hitchcock
Jeder kennt ihn. Und jeder, der noch den klimaxartigen Spannungsaufbau ohne viel unnötiges Tamtam der Marke Hitchcock schätzt, wird Die Vögel lieben. So viel Liebe wie Hitchcock hat selten ein Regisseur in seine Arbeit gesteckt. Liebe, die sogar zur Obsession wurde und einer gewissen Schauspielerin (Tippi Hedren) einen Nervenzusammenbruch bescherte. Es sind solche Filme, mit all ihren positiven und negativen Facetten, die aus der Kinogeschichte nicht mehr wegzudenken sind.
Platz 17: Halloween – Die Nacht des Grauens (USA 1978) von John Carpenter
Carpenter gibt uns nicht den Hauch einer Antwort und lässt uns mit der zerfressenden Angst allein. Hat Dr. Loomis Recht und ist Michael wirklich das pure, unzerstörbare Böse? Man weiß es nicht und die Suche nach Motiven scheitert kläglich. Wir befinden uns in der sauberen Kleinstadt und das Fremde dringt langsam in sie hinein. Schutz finden wir nirgendwo und Carpenter zieht die Schlinge immer enger und enger, bis uns der Atem gänzlich wegbleibt. Eine atmosphärische Meisterleistung, deren Faszination und Undurchdringlichkeit niemals abflachen wird. [Komplette Kritik]
Platz 16: Videodrome (CA/USA 1983) von David Cronenberg
In Videodrome hält Cronenberg nicht nur dem Medium Fernsehen den Spiegel vor die manipulativ-voyeuristische Fratze, er zeigt auch seinem eigenen Tätigkeitsbereich die Grenzen auf und mahnt vor den Gefahren, die die Überschreitung dieser in der Filmbranche nach sich ziehen könnten. Die große Klasse dabei ist, nie belehrend wirken zu wollen und dem so Zuschauer eine vorgefertigte Meinungen zu injizieren, ob sie ihm nun passt oder nicht. Cronenberg hält immer ein interessantes Hintertürchen auf, ist immer mehrdeutig interpretierbar und versteht es, sich einem Thema mit der nötigen Intelligenz zu widmen, ohne in plakativen Kaskaden und Endlosspiralen zu rotieren.
Platz 15: Zombie – Dawn of the Dead (USA 1978) von George A. Romero
George A. Romero, Urvater und Sympathiebolzen des Subgenres, hat Ende der 70er mit Dawn of the Dead keinesfalls nur plumpen Zombie-Trash inszeniert, vielmehr ist es eine beachtenswerte Extraktion aus vielen verschiedenen thematischen Aspektkorrelationen. Der Ort des Geschehens: Ein Kaufhaus. Allegorischer hätte George A. Romero seinen Schauplatz wohl kaum wählen können. Dawn of the Dead ist die bebende Melange aus Gesellschafts- und Konsumkritik und gleichermaßen humanitäres Psychogramm wie blutiger Zombiehorror, der nicht gänzlich ohne Schmunzeln genossen werden darf. Ein unvergesslicher, zeitloser Genreklassiker. [Komplette Kritik] Nicht in diese Liste geschafft, aber ebenfells sehr sehenswert, hat es Romeros Die Nacht der lebenden Toten (1968).
Platz 14: Scream (USA 1996) von Wes Craven
Die Slasherneuerfindung aus dem Jahr 1996, über welche man vorher am besten gar nichts wissen sollte. Und doch lässt sich Scream immer und immer wieder anschauen, ohne dabei etwas von seiner soghaften, ultraunterhaltsamen Wirkung zu verlieren. Ohne Frage der coolste und innovativste Horrorfilm der letzten 30 Jahre!
Platz 13: The House of the Devil (US 2009) von Ti West
Horror für Menschen mit Fantasie. So viel besser als gewisse Vorbilder. Der Terror kommt ganz gemählich und packt dich dann von Hinten am Genick. Doch selbst wenn du dich befreien kannst, ist es schon längst zu spät umzukehren. Angst, Angst vor nichts, Angst vor allem. Nie hat der Satz “Der Teufel steckt bekanntlich im Detail” besser zu einem Film gepasst. [Komplette Kritik]
Platz 12: Augen der Angst – Peeping Tom (GB 1960) von Michael Powell
Der britische Psycho und ebenso subtil: Voyeurismus und Angstfetisch im Horrorfilm ist das Thema, welches Michael Powell bereits 1960 beschäftigte und damit war der Brite Vorreiter für vieles, was das Horrorkino der späteren Jahrzehnte prägte und thematisierte. So sehen einflussreiche Filme aus, welche auch 60 Jahre später noch zu packen wissen.
Platz 11: Der Mieter (FR/US 1976) von Roman Polanski
Und noch ein Polanski. Es ist verblüffend, mit welch einer Leichtigkeit er in Der Mieter die Hilflosigkeit eines in die enge getriebenen jungen Mannes schildert und verkörpert. Und was machen wir Mitmenschen? Wir wollen/können diesen Mann nicht verstehen. Ein schockierender Film, der einem auch noch heute die Nackenhaare zu Berge stehen lässt und zutiefst berührt. [Komplette Kritik]
Platz 10: Die Fliege (US 1986) von David Cronenberg
Die Fliege ist das Schaffen eines Meisters, der ein ehrliches Auge auf die Gesellschaft wirft und ihre größten Ängste offenlegt. Krankheiten und ihre Folgen. Technischer Fortschritt und seine nicht nur positiven Auswirkungen. Die Geilheit der Medien. Am Ende offenbart sich nicht nur Cronenbergs Genie im Geschichtenerzählen, sondern ebenso in der Inszenierung. Das Publikum bekommt nicht nur einen Spannungsaufbau geboten, wie man ihn heutzutage kaum mehr erlebt, sondern eines der ergreifendsten Finale der Filmgeschichte. Dieses ist unglaubliche Kunst im Zusammenspiel von Bildästhetik, musikalischer Begleitung, Effekten und Schauspiel, zermürbend und wunderschön, romantisch und doch so traurig, die Kollision von Optimismus und Pessimismus. Und doch steht nie die Gesellschaftskritik an erster Stelle, sondern das Erlebnis. [Komplette Kritik]
Platz 9: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (DE 1922) von F.W. Murnau
Die schwarze Romantik, die Nosferatu umwittert, wird in der letzten Szene bis zum Anschlag ausgereizt. Die Furcht und die Anziehung, die beide in vollem Ausmaß durchleben, die versteckten Triebe, die sich nun eröffnen dürfen, wenn der Vampir in ihr Schlafzimmer eindringt und der erste Sonnenstrahl, der dem Toten den einzigen Wunsch verbietet. Sicher ist Nosferatu heute vielen, allein wegen seines langsamen Erzähltempos, nicht mehr zu empfehlen. Doch gerade für die Menschen, die sich in diese Zeit versetzen und fühlen können, dürfte Nosferatu nach wie vor einer der tragischsten und wichtigsten Vertreter der Vampir- und Filmgeschichte sein.
Platz 8: Shining (GB/US 1980) von Stanley Kubrick
Wenn uns der Film mit seinen wunderschönen Landschaftsaufnahmen empfängt, dann ist ab diesem Moment klar, dass man nie nur das sieht, was man fühlt. Shining mischt direkt den unterschwelligen Bedrohungston unter die Aufnahmen, der zu Anfang sicher nur im Ansatz spürbar ist, aber immer weiter und weiter aufbauen kann und immer größere und nachhaltigere Wellen schlägt. Wellen, die voller hypnotischer Wucht und zitternder Elektrizität stecken, die wirklich jeden erreichen und das Fürchten lehren werden. Da kann Stephen King sagen, was er will, für mich ist Shining einer der überragendsten Genrebeiträge der Filmgeschichte. [Komplette Kritik]
Platz 7: Antichrist (DK/FR 2009) von Lars von Trier
“I don’t think a breathed for the last half – out of shock, out of stress, out of disbelief.” Lars von Triers umstrittenes Meisterwerk, von vielen missverstanden, von anderen durchaus nachvollziehbar gehasst, doch ist Antichrist für uns kein Film, den man so einfach irgendwo einordnen sollte. Dieses Psychodrama zu hassen, das ist äußerst einfach. Sich mit diesem aber tiefer auseinanderzusetzen, das ist, was von Trier eigentlich verdient hat. Bisher habe ich wohl keinen komplexeren und keinen aufwühlenderen Film gesehen, der uns jedes Mal aufs Neue dermaßen in den Bann zieht. Und dabei bei jeder Sichtung neue Betrachtungsweisen eröffnet.
Platz 6: Ekel (GB 1965) von Roman Polanski
Roman Polanskis Ekel ist einer der psychologisch dichtesten Dramen, die ich jemals gesehen habe. Wie es hier gemeistert wird, von einer psychotischen jungen Dame zu erzählen, ihre Einsamkeit in Bilder zu fassen und ihre Berührungsängste mit Männern zu verdeutlichen, ist bis heute einmalig. Das ist vor allem auch der brillanten Darbietung Catherine Deneuves zu verdanken, die ihre Rolle unfassbar glaubwürdig meistert. Zwischen mitleiderregend und abstoßend spielt sie die Jungfrau Carol mit einer Leidenschaft, die nicht selten schockiert. Zudem ist dieses angsteinflößende Schicksal heute noch ebenso aktuell und wichtig wie im Erscheinungsjahr 1965. Ein zeitloser Klassiker, den Polanski da gedreht hat. Durch und durch.
Platz 5: Das Ding aus einer anderen Welt (US 1982) von John Carpenter
The Thing ist ein überragender Beitrag zum Horror-Genre, welcher sich mit der Reaktion und Naivität von Menschen in Extremsituationen auseinandersetzt, dabei düster und absolut wiederlich in Szene gesetzt wurde und dabei der Frage auf den Grund geht, ob man den Menschen an seiner Seite auch wirklich vertrauen kann. John Carpenter ist hiermit sicherlich eines der düstersten Gesellschaftsporträts der Kinogeschichte gelungen, von so intelligenten Horrorfilmen wie Das Ding aus einer anderen Welt kann man heutzutage leider nur noch träumen. [Komplette Kritik]
Platz 4: Possession (FR 1981) von Andrzej Zulawski
“I can’t exist by myself. Because I’m afraid of myself, because I’m the maker of my own evil.” Ein zwiespältiger Klassiker des Horrorkinos, der dem Zuschauer von Anfang an die Kinnlade runterfallen lässt. Possession scheint nicht von dieser Welt, vor allem nicht aufgrund des irrsinnigen Schauspiels von Isabelle Adjani. Ohne Frage eine der beeindruckendsten Darbietungen, welche die Kinogeschichte zu bieten hat. Dazu gesellt sich der ebenfalls fantastisch aufspielende Sam Neill. Der polnische Filmregisseur Andrzej Zulawski hat hier ein intelligentes, emotional aufwühlendes, groteskes Horrordrama geschaffen, welches auch in Jahrzehnten nichts von seiner Diskussionswürdigkeit und Virtuosität verloren haben wird.
Platz 3: Suspiria (IT 1977) von Dario Argento
Das Opus Magnum des italienischen Horrormeisters Dario Argento. Eine Bildsprache, die bis heute ihresgleichen sucht. Eine Story, die in ihrer konsequenten Umsetzung noch bis heute schockiert und inspiriert. Revolutionär und unerträglich spannend zugleich ist Suspiria. Von wie vielen anderen Horrorfilmen lässt sich das heute noch behaupten? [Komplette Kritik]
Platz 2: Psycho (USA 1960) von Alfred Hitchcock
Es ist nach wie vor beeindruckend, wie Psycho es beherrscht den Zuschauer durchgehend zu dirigieren und wie Marionetten durch den Film zu führen. Meisterregisseur Alfred Hitchcock (Vertigo, Das Fenster zum Hof), und das zählt zu den ganz großen inszenatorischen Leistungen der Filmgeschichte, vermischt und vertauscht dabei immer wieder Sympathie, Antipathie und Empathie und legt diese wie einen Schleier über die Figuren, nur um sie in der nächsten Szene wieder zu wechseln und den Zuschauer so nach Lust und Laune zu manipulieren. Psycho wird so nicht nur zu einem Suspense-Thriller, der durchgehend hochspannend ist und mit atmosphärischer Perfektion glänzen kann, sondern er leuchtet obendrein auch die seelischen Konflikte, gebaut auf Eifersucht und Veränderung, des unbekannten Psychopathen schlüssig bis zum großen Finale aus. [Komplette Kritik]
Platz 1: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (USA 1979) von Ridley Scott
Tja, was soll man noch viele Worte über diesen Sci-Fi-Horrorklassiker verlieren, der zwei Genres mitgeprägt hat wie kein anderer Film und der heute noch genauso zu begeistern weiß wie vor über 30 Jahren. Ein wahres Meisterwerk des Schreckens. [Komplette Kritik]
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