Schlagwort: 2014

Filmkritiken, Serien

"Hannibal" 2. Staffel (USA 2014) Kritik – Von der Dissonanz zur Komposition

Autor: Pascal Reis „Put your head back. Close your eyes. Wade into the quiet of the stream.“ Die erste Staffel von „Hannibal“ hatte mit erheblichen Startschwierigkeiten mannigfacher Causa zu kämpfen und schmälerte zu Anfang noch die Hoffnungen darauf, erneut in den Genuss eines ähnlich hochkarätigen Formats à la „Game of Thrones“, „Walking Dead“ oder „Mad Men“ zu kommen. Ja, die Qualität von „Hannibal“ blieb vorerst im Verborgenen, der Erzählfluss stagnierte gewaltig und den Charakteren gelang es einfach nicht, ein rechtes Interesse für ihre misslichen Lagen zu generieren. Das Blatt wendete sich schließlich noch, Mads Mikkelsen bewies erneut, warum er inzwischen zu den Besten seiner Zunft gehörte und „Hannibal“ zog die Daumenschrauben von Folge zu Folge, bis zum tollen Finale, gekonnt fe...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Boyhood (USA 2014)

Autor: Conrad Mildner "Wer willst du sein, Mason? Welcher Film würde eine Diskussion über das Älterwerden deutlicher forcieren als Richard Linklaters Langzeitprojekt „Boyhood“? Der Film schildert die Entwicklung des jungen Mason (Ellar Coltrane), der zusammen mit seiner Schwester Samantha (Lorelei Linklater) bei seiner Mutter Olivia (Patricia Arquette) aufwächst, die sich vor kurzem vom Vater Mason Sr. (Ethan Hawke) getrennt hat. 39 Drehtage über 12 Jahre verteilt und zu einem 166 minütigen Film montiert, in dem alle Schauspieler_innen im fließenden Übergang altern. Was im dokumentarischen Bereich („Die Kinder von Golzow“) schon längst Mittel zum Zweck ist, wird im Spielfilmsegment zur Pionierleistung, denn das Altern im fiktionalen Kino war bisher nur mit Spezialeffekten möglich. Dabei...
Filmkritiken

"Wolf Creek 2" (AU 2013) Kritik – Touristen raus! Touristen raus! Touristen raus!

Autor: Pascal Reis „We're stuck in the middle of nowhere and this place gives me the creeps.“ Beinahe ganze zehn Jahre sollten erst verstreichen, bis es der von Genre-Geeks heißerwartete zweite Teil vom australischen Terror-Manifest „Wolf Creek“ auch in Deutschland in die Kinos schaffen würde. Aber wie soll eine solche Fortsetzung, gerade auch bei diesen relativ „einfachen“ Verhältnissen, die „Wolf Creek“ aber überdurchschnittlich zu pflegen wusste, schon ausfallen? Wie soll man diesen Stoff noch reizend weiterentwickeln, ohne sich in gängigen Kaskaden der Gewalt zu verstricken und jene nach Strich und Faden zu zelebrieren? „Wolf Creek 2“ zeigt, dass es auch heutzutage durchaus möglich ist, einen Horror-Film angemessen weiterzudenken, in dem man Schwerpunkte konsequent verlagert, um sich...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (USA 2014)

Autor: Conrad Mildner "I don't want your suffering! I don't want your future!" Eine dunkle Zukunft: Mächtige Tötungsmaschinen, Sentinels genannt, machen Jagd auf Mutanten. Den wenigen X-Men bleibt nur noch die Flucht. Auch die ehemaligen Rivalen Prof. X (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellen) haben sich verbündet. Mithilfe von Kitty Pride (Ellen Page) schicken sie Wolverines Bewusstsein zurück in die Vergangenheit, um die Geburtsstunde des Sentinel-Programms zu verhindern, was in den 70ern vom Militärwissenschaftler Bolivar Trask (Peter Dinklage) entwickelt wurde. Doch in der Vergangenheit angekommen, muss Wolverine zuerst den quasi drogenabhängigen Prof. X (James McAvoy) aus seiner Lethargie befreien. Zusammen mit Magneto (Michael Fassbender) versuchen sie Mystique (Jennifer Lawren...
Filmkritiken

"Urlaubsreif" (USA 2014) Kritik – Tolle Familien, armes Afrika

Autor: Sebastian Groß „Wir beiden brauchen diesen Fist Bump.“ Mit besonders vielen Regisseuren hat Adam Sandler noch nicht zusammengearbeitet. Mit Dennis Dugan drehte er gleich 8 Filme, mit Frank Coraci ist „Urlaubsreif“ die vierte Zusammenarbeit. Mit Dugan lieferte Sandler komödiantische Hits wie „Leg dich nicht mit Zohan an“ ab, aber auch Totalausfälle wie „Jack & Jill“ und das elend konformistische Sandler-Buddy-Treffen „Kindsköpfe“. Das Duo Coraci/Sandler hingegen legen meist mehr Wert auf - trotz Chaos-Klamauk - liebenswerten Witz, der (zu) oft die Grenzen zur Schmerzgrenze des Kitschigen sprengt, dafür aber nicht das Nervenkostüm seines Publikums mit teils derben Infantilitäten herausfordert. Ihr „Eine Hochzeit zum Verlieben“ aus dem Jahre 1997 markiert darüber hinaus auch das er...
Filmkritiken

"Godzilla" (JP/US 2014) Kritik – Ein Herz für Monster

Autor: Jan Görner „Es wird uns alle in die Steinzeit schicken!“ Selten lässt sich ein Kult genau datieren. Doch im Falle von "Godzilla" begann alles am 01. März 1954 als die Besatzung des japanischen Fischerbootes "Glücklicher Drache V" unweit des Bikini-Atolls in das Einflussgebiet eines US-amerikanischen Nuklearwaffentests tags zuvor geriet. Menschen und Boot wurden schwer verstrahlt. Ein Besatzungsmitglied starb noch im selben Jahr, weitere sechs an den Spätfolgen. In Japan, das immer noch mit dem Schrecken von Hiroshima und Nagasaki zu kämpfen hatte, löste der Fall eine Welle der Empörung aus, die sich schließlich in Ishirô Hondas Überraschugserfolg "Godzilla" niederschlug. Mit der eilig heruntergekurbelten Fortsetzung zum Vorjahreshit "Godzilla kehrt zurück" wurde schließlich ein ...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Labor Day (US 2013)

Autor: Conrad Mildner "I don't think losing my father broke my mother's heart, but rather losing love itself." Auf dem BFI-Filmfest letztes Jahr in London herrschte bei der Vorführung von „Labor Day“ eine beklemmende Stille. Es war kaum zu erahnen, dass sich diese Stille in enttäuschte Pressestimmen verwandeln würde, die Jason Reitman zwar weiterhin gutmütig dessen Talent bestätigten, aber für seine stringente Adaption von Joyce Maynards „Der Duft des Sommers“ wenig übrig hatten. Der Sohn von „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman hat die Karriere seines Vaters in nur wenigen Jahren übertroffen, spielten doch bereits seine ersten drei Filme, von „Thank you for Smoking“ bis „Up in the Air“, eine erhebliche Rolle in Hollywoods alljährlichem Awardszirkus. Sein letzter und wahrlich bester Fi...
Videos

Arte-Kinotipp: Die Erfindung der Liebe (DE 2013) – Von den leicht ersetzbaren, großen Gefühlen

Autor: Conrad Mildner Die Arte-Filmempfehlung dieser Woche ist Lola Randls verspielte Dekonstruktion eines Melodrams auf drei Ebenen. Klingt kompliziert, aber "Die Erfindung der Liebe" ist ein amüsanter Blick hinter die großen (Kino-)Gefühle, der zugleich der während der Dreharbeiten verstorbenen Hauptdarstellerin Maria Kwiatkowsky die Ehre erweist. Mehr gibt es im Video zu sehen: Hier geht es zum offiziellen Trailer:
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Muppets Most Wanted (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "It's not easy being mean." Die Muppets sind wieder vereint. Das Leben ist ein fröhliches Lied und schon kommt der nächste Fiesling um die Ecke, um das Konzert zu beenden. Im Fall von „Muppets Most Wanted“ sind es sogar zwei. Zum einen der zwielichtige Dominic Badguy (Ricky Gervais) und Constantine, der gefährlichste Frosch der Welt, der bis auf einem Muttermal Kermit täuschend ähnlich sieht. Diesen Umstand weiß das kriminelle Genie zu nutzen, flieht aus seinem russischen Gefängnis und übernimmt Kermits Rolle, der daraufhin unschuldig eingesperrt wird und Bekanntschaft mit der strengen Gulag-Leiterin Nadya (Tina Fey) macht. Die Muppets gehen derweil unter Anleitung von Constantine und Dominic auf Welttournee, ohne zu wissen, dass sie nur Teil eines legendären Diebst...