Drama

Berlinale-Kritik: Another End (IT, FR, GB 2024)
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Berlinale-Kritik: Another End (IT, FR, GB 2024)

Eine Gastkritik von Hendrik Warnke – gesehen im Rahmen der 74. Berlinale 2024 – Es ist die nahe Zukunft. Durch das Another End-Programm können sich Angehörige, sofern sie es sich denn leisten können, nochmal von ihren verstorbenen Liebsten verabschieden. Mittels der vorhandenen Erinnerung der Verstorbenen und einem Leihkörper wird eine Art Simulation erstellt, wodurch die Verstorbenen quasi wieder lebendig werden. Sal (Gael Garcia Bernal) hat seine Partnerin bei einem Autounfall verloren und kommt nur schwer über sie hinweg. Nach einigem Bedenken probiert auch er sich am Programm… Leihkörper, Handel mit Erinnerungen und ein riesiger undurchsichtiger Konzern. Another End mutet an wie ein typisch dystopischer Sci-Fi-Thriller, der - wie so oft - davor warnt, Menschlichkeit und Technologi...
Kritik: Peeping Tom – Augen der Angst (GB 1960) | Neu in 4K
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Kritik: Peeping Tom – Augen der Angst (GB 1960) | Neu in 4K

Eine Gastkritik von Marc Trappendreher Do you know what the most frightening thing in the world is? Cinephilie als Skopophilie Die Großaufnahme eines vor Neugier oder Entsetzen weit aufgerissenen Auges, die Frontansicht einer Filmkamera, dann ein Cache mit einem Fadenkreuz auf der Einstellscheibe, während die Kamera einer Frau ins Schlafzimmer folgt – ein Mord steht bevor. Das Opfer schaut direkt in die Kamera und damit den Filmenden und den Zuschauer an. Der Kamerablick ist der Zuschauerblick. Täter- und Komplizenschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Mit dieser hochkomplexen und verstörenden Einstellungsfolge eröffnete der britische Regisseur Michael Powell 1960 seinen Film Peeping Tom und löste damit schlagartig einen weltweiten Skandal aus. Besonders in der englischen Filmp...
Kritik: The Holdovers (USA 2023)
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Kritik: The Holdovers (USA 2023)

Eine Gastkritik von Michael Gasch - erstmals zu lesen am 3. Dezember 2023 Most of the kids dislike you, pretty much hate you. Alexander Paynes Opus magnum Sideways wird nächstes Jahr 20 Jahre alt. Eine Glanzleistung, die seine Nachfolger, angefangen mit The Descendants über Nebraska bis hin zu Downsizing, bis zum heutigen Tag überstrahlt. Vielleicht fehlte einfach nur Paul Giamatti – darüber lässt sich nur spekulieren. Erfreulicherweise lässt sich in Hinblick auf Paynes neues Werk sagen: The Holdovers, in dem die längst überfällige Wiedervereinigung zwischen Regisseur und Schauspieler zelebriert wird, knüpft genau dort an, wo Sideways aufhörte. Und wir bekommen einen Herzensfilm, der passend zur Weihnachtszeit angesetzt wurde. Nur schade, dass der deutsche Verleiher geschlafen hat und ...
Kritik: Maestro (USA 2023) – A Star Is Born 2?
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Kritik: Maestro (USA 2023) – A Star Is Born 2?

– gesehen im Rahmen der 80. Filmfestspiele von Venedig 2023, Kritik erstmals zu lesen am 2. September 2023 – Try to just concentrate. Bis vor ein paar Jahren machte sich Bradley Cooper ausschließlich vor der Kamera einen Namen. Einerseits mit erfolgreichen Komödien wie Hangover und Silver Linings (für den er seine erste, absolut verdiente Oscar-Nominierung erhielt), anderseits aber auch beispielsweise im Marvel-Universum, in der Guardians of the Galaxy-Reihe konnte er als Stimme des toughen Waschbären Fuß fassen. Mittlerweile konnte Bradley Cooper sogar schon neun Oscar-Nominierungen auf seinem Konto verbuchen, auch wenn sicherlich nicht alle davon verdient waren (American Sniper *hust*). Vergeben & vergessen! Im Jahr 2018 gab Bradley Cooper sein unerwartet spektakuläres Regie...
Kritik: Priscilla (USA 2023)
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Kritik: Priscilla (USA 2023)

Eine Gastkritik von Marlies Teichmann Keep the home fires burning. Umjubelter Rockstar verliebt sich in schüchternes Mädchen von nebenan. Was wie der Plot eines Hallmark Films oder eines kitschigen Märchens klingt, ist die Geschichte von Elvis Presley und Priscilla Beaulieu. Zumindest könnte man das meinen, wenn man nur den Teaser Trailer gesehen hat. In Wahrheit ist dies aber die Geschichte eines erwachsenen Mannes – Elvis ist zehn Jahre älter, als er die 14-jährige Priscilla kennenlernt – der ein junges Mädchen wie eine Puppe behandelt um sie nach seinen eigenen Vorstellungen zu formen. Priscilla demonstriert beinahe lehrbuchhaft, wie es passieren kann, dass man in einer toxischen Beziehung landet und auch darin verbleibt. Auf der einen Seite sie, das schüchterne junge Mädchen, dem ...
Kritik: Die Spur des Falken (USA 1941)
Aktuelle Filmnews, Drama, Filmkritiken, Krimi

Kritik: Die Spur des Falken (USA 1941)

Eine Gastkritik von Marc Trappendreher A story as explosive as his blazing automatics! Das amerikanische Kino hat in den Vierzigerjahren eine einflussreiche Filmtendenz ausgebildet, die weitreichende Auswirkungen noch bis heute auf die internationale Filmsprache hat: Die Rede ist vom Film noir. Nahezu alle Filme dieser Bewegung sind genretechnisch gesehen Kriminalfilme, die vom Überleben in einer korrupten Welt erzählen, eine Filmströmung, die als Allegorie der conditio humana in der Kriegs- und Nachkriegszeit steht, den Pessimismus der Vierzigerjahre widerspiegelnd. Die elementare Grundlegung in Form und Inhalt dieser Strömung ist Die Spur des Falken von Regisseur John Huston aus dem Jahr 1941. Sam Spade (Humphrey Bogart) ist ein Privatdetektiv, zusammen mit seinem Kollegen Archer fü...
Kritik: Killers of the Flower Moon (USA 2023)
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Kritik: Killers of the Flower Moon (USA 2023)

– gesehen im Rahmen der 76. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – There are many, so many hungry wolves. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller des Journalisten David Grann aus dem Jahr 2017 meldet sich Regielegende Martin Scorsese vier Jahre nach The Irishman zurück und nimmt sich der unmenschlichen wahren Geschichte über das Massaker an Mitgliedern des Osage-Stammes in Oklahoma in den 1920er-Jahren an, womit dreißig grausame Morde verbunden waren. Diese Verbrechen wurden vom Rancher William Hale hauptsächlich unter Mitschuld seines Neffen Ernest Burkhart begangen. Es ist eine erschütternde Erzählung über die Macht und grenzenlose Gier eines einzelnen Menschen, für die ihr einiges an Sitzfleisch mitbringen solltet. Mit seiner dreieinhalbstündigen Laufzeit ist Killers of the...
Kritik: Letztes Jahr in Marienbad (FR 1961)
Drama, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Letztes Jahr in Marienbad (FR 1961)

Einer meiner 50 Lieblingsfilme! Empty salons. Corridors. Salons. Doors. Doors. Salons. Empty chairs, deep armchairs, thick carpets. Heavy hangings. Stairs, steps. Steps, one after the other. Glass objects, objects still intact, empty glasses. A glass that falls, three, two, one, zero. Glass partition, letters. 1961 erreichte das (französische) Kino einen eigensinnigen Höhepunkt. Einen Versuch, das Drama mit der Avantgarde zu verbinden. Ein filmisches Experiment, welches die damaligen Kritiker in zwei Lager teilte und nichtsdestotrotz den Goldenen Löwen in Venedig gewann. Ein Mann und eine Frau, gekleidet in stilvoller Abendgarderobe. Kamerafahrten durch ein prunkvolles Schloss, untermalt von den penetranten Klängen einer Orgel. Eine Männerstimme setzt ein, ergeht sich in ständigen ...
Kritik: Dead Man Walking (USA 1995) – Sein letzter Gang
Drama, Filmklassiker, Filmkritiken

Kritik: Dead Man Walking (USA 1995) – Sein letzter Gang

Wissen Sie, worauf Sie sich da einlassen? Weshalb wollen Sie das tun, Schwester? Aus krankhafter Faszination? Aus blutendem Herzen des Mitleids? Die Todesstrafe ist nach wie vor ein schwieriges Streitthema, über das man stundenlang debattieren kann und doch auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. Die Befürworter sind natürlich der Meinung, dass ein Vergewaltiger oder Mörder für seine unverzeihliche Tat auf härtestem Wege bestraft werden muss und nur der Tod kann hier für Vergeltung sorgen. Auf der anderen Seite stehen die Gegner, die es nicht verstehen könnten, wie man Leuten mit dem Töten klarmachen will, das das Töten nicht in Ordnung ist. Man dreht sich bei diesem Thema im Kreis und hitzige Diskussionen sind unausweichlich, obwohl man beiden Seiten ihren Standpunkt abnimmt und doch nicht ...
Kritik: Der Pianist (2002) – Polanskis Meisterwerk jetzt in 4K
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Kritik: Der Pianist (2002) – Polanskis Meisterwerk jetzt in 4K

Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Die NS-Zeit ist das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte. Mit dieser Zeit müssen wir uns jedoch beschäftigen und auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht. Mit Filmen, Dokumentationen und dem verhassten Geschichtsunterricht wird uns geholfen, dieser Zeit näher zu kommen und die Grausamkeit zu erkennen. Roman Polanski, der selbst Teil dieser Zeit wurde, inszenierte mit Der Pianist 2002 einen Film, der sich auf schonungslose und unglaublich emotionale Weise der Judenverfolgung widmet. Warschau 1939: Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen beginnt auch für den gefeierten polnisch-jüdischen Pianisten...