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Für CinemaForever.net war 2024 so erfolgreich wie kein Jahr zuvor. Es war für mich eine Zeit voller spannender Begegnungen und neuer Erfahrungen. So standen nicht nur Treffen mit renommierten Filmschaffenden sowie vielversprechenden neuen Talenten auf dem Programm, sondern es gab auch wieder zahlreiche cineastische Leckerbissen zu entdecken. 2024 war ein Jahr, in dem das Kino mit unzähligen Facetten glänzte und mich immer wieder aufs Neue begeisterte. Wer einen noch detaillierteren Einblick in diese aufregende Zeit erhalten möchte, findet auf meinem Instagram-Kanal viele weitere Eindrücke, beispielsweise auch zu Heimkino-Veröffentlichungen.
Wie jedes Jahr werden bei meinem Rückblick, diesmal mit zwei Ausnahmen, ausschließlich Filme aus dem aktuellen Produktionsjahr berücksichtigt. Einige Filme, die ihr vermutlich in dieser Liste erwartet, habe ich bereits in meiner Best-of-2023-Liste genannt – darunter beispielsweise Yorgos Lanthimos’ Poor Things, Richard Linklaters A Killer Romance (Hit Man) und Bertrand Bonellos The Beast.
Und natürlich gibt es bei dieser Art von Jahresrückblicken immer einen großen Nachteil: Wir leben in einer Kultur der gefühlt unendlichen Inhalte, was leicht überwältigend sein kann. Deshalb erhebt diese Liste auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige Werke aus diesem Jahr, die ich bisher leider noch nicht gesehen habe, sind zum Beispiel: Pablo Larraíns Maria (Kinostart 06.02.25), Bruno Dumonts Das Imperium (Kinostart 21.11.24), Aaron Schimbergs A Different Man (Kinostart 05.12.24) sowie Die Saat des heiligen Feigenbaums von Mohammad Rasoulof (Kinostart 26.12.24).
Jetzt aber viel Spaß beim Entdecken meiner Top 10! Welcher ist euer Lieblingsfilm des Jahres?
Top 3 Serien-Neuheiten:
– Disclaimer (Alfonso Cuarón, gesehen in Toronto und bei Apple TV+)
– Shogun (gesehen bei Disney+)
– The Penguin (gesehen bei WOW)
Lobenswerte Erwähnungen:
– A Missing Part (Une part manquante, Guillaume Senez / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– Cloud (クラウド, Kiyoshi Kurosawa / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– Das Mädchen mit der Nadel (Pigen med nålen, Magnus von Horn / gesehen in Cannes / Kinostart 09.01.25)
– Hard Truths (Mike Leigh / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– Kinds of Kindness (Yorgos Lanthimos / gesehen in Cannes / Kinostart 04.07.24)
– Look Back (ルックバック, Kiyotaka Oshiyama / gesehen bei Amazon Prime / Kinostart 01.10.24)
– MaXXXine (Ti West / gesehen im Kino / Kinostart 04.07.24)
– Meeting With Pol Pot (Rendez-vous avec Pol Pot, Rithy Panh / gesehen in Cannes / Kinostart unbekannt)
– Nightbitch (Marielle Heller / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– The Balconettes (Les femmes au balcon, Noémie Merlant / gesehen in Cannes / Kinostart 27.03.25)
– The Return (Uberto Pasolini / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– The Second Act (Le deuxième acte, Quentin Dupieux / gesehen in Cannes / Kinostart unbekannt)
– The Surfer (Lorcan Finnegan / gesehen in Cannes / Kinostart unbekannt)
– Went Up the Hill (Samuel Van Grinsven / gesehen in Toronto / Kinostart unbekannt)
– Wicked (John M. Chu / gesehen im Kino / Kinostart 12.12.24)
Die größten Enttäuschungen:
– Alien: Romulus (Fede Álvarez / gesehen im Kino / Kinostart 15.08.24)
– Bird (Andrea Arnold / gesehen in Cannes / Kinostart 20.02.25)
– Drive-Away Dolls (Ethan Coen / gesehen in Cannes / Kinostart 07.03.24)
– Dune: Part Two (Denis Villeneuve / gesehen im Kino / Kinostart 29.02.24)
– Horizon: An American Saga 1 (Kevin Costner / gesehen in Cannes / Kinostart 22.08.24)
– Joker 2: Folie à Deux (Todd Phillips / gesehen im Kino / Kinostart 03.10.24)
– Marcello Mio (Christophe Honoré / gesehen in Cannes / Kinostart unbekannt)
– Megalopolis (Francis Ford Coppola / gesehen in Cannes / Kinostart 26.09.24)
– Oh, Canada (Paul Schrader / gesehen in Cannes / Kinostart unbekannt)
– Queer (Luca Guadagnino / gesehen in Toronto / Kinostart 25.12.24)
Die schlimmsten Filme des Jahres:
Im Wasser der Seine (Xavier Gens), Deadpool & Wolverine (Shawn Levy), Meet the Barbarians (Julie Delpy), The Last Showgirl (Gia Coppola) sowie The Shrouds (David Cronenberg)
2025 – meine meisterwarteten Filme:
Sentimental Value (Joachim Trier), Nouvelle Vague (Richard Linklater), Bugonia (Yorgos Lanthimos), Flowervale Street (David Robert Mitchell), Alpha (Julia Ducurnau), The Wizard of the Kremlin (Olivier Assayas), No Other Choice (Park Chan-wook), The Battle of Baktan Cross (Paul Thomas Anderson), Eddington (Ari Aster), The Valkyrie (Albert Serra), Red Rocks (Bruno Dumont) und Frankenstein (Guillermo del Toro)
Hier geht es zu meinen Lieblingsfilmen der letzten Jahre:
2023, 2022, 2021, 2020, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013
Und hier nun meine Top 10 Lieblingsfilme des Jahres 2024:
10 | The End
von Joshua Oppenheimer, mit Tilda Swinton und George MacKay (gesehen in Toronto, Kinostart unbekannt)
„Einst war die Welt voller Fremder.“ Die Welt scheint noch nicht ganz bereit für ein post-apokalyptisches, Demy-ähnliches Musical über das Festhalten an der Hoffnung. Vor über zehn Jahren hat Joshua Oppenheimer mit der erschütternd-originellen Dokumentation The Act of Killing auf sich aufmerksam gemacht. The End ist jetzt eines der übersehenen, originellsten, lustigsten und seltsamsten Filmerlebnisse des Jahres. Außerdem haben wir hiermit ein neues Double Feature: Unglaublich starke Filme mit George MacKay in den Hauptrollen – schaut euch unbedingt, falls noch nicht getan, Bertrand Bonellos The Beast an, der dieses Jahr in den deutschen Kinos lief! [Trailer]
9 | Der Graf von Monte Cristo
von Matthieu Delaporte und Alexandre De La Patellière, mit Pierre Niney und Anaïs Demoustier (gesehen in Cannes, Kinostart 23.01.25)
Nach der zuletzt enttäuschenden Literaturadaption von Alexandre Dumas’ Die drei Musketiere hatte ich bei der Cannes-Weltpremiere von Der Graf von Monte Cristo (ebenfalls basierend auf einer Vorlage von Dumas) sicherlich vieles erwartet, aber keinesfalls einen derart bildgewaltigen und spannend erzählten europäischen Blockbuster. Pierre Niney war die perfekte Wahl für die Verkörperung des Edmond Dantès. Mit seiner schauspielerischen Vielseitigkeit bringt er die komplexe Entwicklung der Figur zum Leben. Dantès, der im Frankreich des frühen 19. Jahrhunderts durch Verrat ins Gefängnis geworfen wird und nach seiner spektakulären Flucht als mysteriöser Racheengel zurückkehrt, verlangte einen Darsteller, der sowohl die Unschuld und das Leid zu Beginn der Geschichte als auch die zerrissene Rachsucht und Intelligenz des späteren Selbst verkörpern kann. Der Graf von Monte Cristo fesselte mich so intensiv, dass ich am Ende nicht glauben konnte, soeben einen fast dreistündigen Film gesehen zu haben. [Trailer]
8 | The Holdovers
von Alexander Payne, mit Paul Giamatti und Dominic Sessa (gesehen im Kino, Kinostart 25.01.24)
Eine der beiden Ausnahmen, die ich erst dieses Jahr im Februar im Kino nachgeholt habe: Alexander Payne hat mich ja zuletzt vor mittlerweile fast 20 Jahren mit Sideways begeistert. Jetzt hat er dies endlich mal wieder mit diesem warmherzigen Weihnachtsfilm geschafft. Wieder mit dabei: Paul Giamatti. Das Besondere dabei: Eigentlich hat die Wiedervereinigung von Regisseur und Schauspieler in Hinblick auf die ganz klassische Inszenierung gar nicht so viel zu bieten. Ich zitiere an der Stelle jedoch am besten Michas Kritik: „Paynes neuestes Werk kann zwar weder mit Antworten, noch mit Weisheiten dienen, dafür aber mit einem großen Herz am rechten Fleck“. Der Dank gilt Paynes Weigerung, dem Publikum einen weiteren sentimentalen und gefühlsduseligen Weihnachtsfilm vorzusetzen. [Kritik & Trailer]
7 | Der Brutalist
von Brady Corbet, mit Adrien Brody, Guy Pearce und Felicity Jones (gesehen in Toronto, Kinostart 30.01.25)
Bereits vor zehn Jahren habe ich bei dem viel zu wenig beachteten The Childhood of a Leader gesagt, dass Regisseur Brady Corbet nur das passende Projekt und das nötige Vertrauen von Produzenten braucht, um einen meisterhaften Film zu erschaffen. Der Brutalist ist ein verdientes, waghalsiges, komplett in VistaVision gedrehtes, über dreieinhalb Stunden umfassendes Migrationsepos in der Tradition von Klassikern wie Der Pate und Es war einmal in Amerika. Am kommenden 2. März wird es mit großer Sicherheit heißen: “And the Oscar goes to… Adrien Brody!” [Trailer]
6 | The Life of Chuck
von Mike Flanagan, mit Tom Hiddleston und Mark Hamill (gesehen in Toronto, Kinostart unbekannt)
Diese apokalyptische Komödie von Mike Flanagan (Doctor Sleeps Erwachen) basierend auf einer Kurzgeschichte von Stephen King ist eine tief tragische, aber hoffnungsvolle Reflexion darüber, wie wir unsere Träume für Sicherheit opfern und was dabei verloren geht. Der Crowd Pleaser feierte erfolgreich beim Toronto International Film Festival Weltpremiere (inklusive der Auszeichnung mit dem People’s Choice Award) und ist seitdem nicht mehr aus meinem Kopf gegangen. The Life of Chuck ist hoffentlich auch bald in den deutschen Kinos zu sehen. [Kritik & Trailer]
5 | All Of Us Strangers
von Andrew Haigh, mit Andrew Scott und Paul Mescal (gesehen im Kino, Kinostart 08.02.24, bereits fürs Heimkino erhältlich)
“I’ll protect you from the hooded claw. Keep the vampires from your door.” Andrew Haighs Drama über moderne Beziehungen, über Einsamkeit und über Traumaverarbeitung hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen. Es gibt einfach Filme, die sich auf unauslöschliche Weise einprägen – nicht nur, weil sie herausragend sind, sondern auch wegen der Begebenheiten, unter denen die Filmerfahrung mit anderen geteilt wird. Wie das Sinnieren über All Of Us Strangers bei einem superleckeren Essen und das gemeinsame Ergründen, was ihn so besonders macht. [Trailer]
4 | Furiosa: A Mad Max Saga
von George Miller, mit Anya Taylor-Joy und Chris Hemsworth (gesehen in Cannes, Kinostart 23.05.24, bereits fürs Heimkino erhältlich)
Furiosa ist das beste Beispiel für einen Film, der erst wachsen muss. Bei seiner Weltpremiere in Cannes war ich zwar von einigem auch schon begeistert, doch das ganze Konstrukt des Films und Furiosas emotionale Leidensgeschichte erschlossen sich mir erst vollends beim ersten Rewatch. Zwar bevorzuge ich persönlich auch immer noch den stringenter erzählten Fury Road, doch Furiosa kommt diesem schon sehr nahe. Weder kann ich mich an der beeindruckend gestalteten Wüstenlandschaft sattsehen; die Action Set Pieces übertreffen alles bisher Dagewesene; Anya Taylor-Joy bringt die ikonische Rolle der Furiosa hervorragend zur Geltung; und Chris Hemsworth liefert als Dementus sowieso eine schauspielerische Leistung ab, wie wir sie im Action- und Science-Fiction-Genre nur selten zu sehen bekommen. Alles in allem ist Furiosa ein weiteres (audio-)visuelles Actionwunderwerk von George Miller, welches ihr unter den bestmöglichen Bedingungen sehen solltet. [Kritik & Trailer]
3 | Emilia Pérez
von Jacques Audiard, mit Zoe Saldana und Karla Sofía Gascón (gesehen in Cannes, Kinostart 28.11.24)
Jacques Audiard (Der Geschmack von Rost und Knochen) ist bekannt dafür, Genres radikal neu zu interpretieren, selbst vor einem Western-Projekt (The Sisters Brothers) schreckt er dabei nicht zurück. In jedem seiner Filme fordert er das Publikum heraus, sich mit komplexen Charakteren auseinanderzusetzen, die moralisch schwierige Entscheidungen treffen müssen oder in einer (ihrer) zerbrochenen Welt einen Neuanfang suchen. Mit Emilia Pérez testet Audiard nach Der wilde Schlag meines Herzens und Ein Prophet erneut die Grenzen des Gangsterfilms aus und verleiht obendrein dem filmischen Musical eine völlig neue Dimension. [Kritik & Trailer]
2 | Anora
von Sean Baker, mit Mikey Madison und Mark Eydelshteyn (gesehen in Cannes, Kinostart 31.10.24)
Sean Baker hat dieses Jahr die klassische Screwball-Komödie mit einem frischen Ansatz für das 21. Jahrhundert wiederbelebt. Anora vereint den Charme und Humor von Klassikern wie Is’ was, Doc? mit modernen Elementen, die perfekt in die heutige Zeit passen. Insbesondere Vorurteile gegenüber anderen Menschen und Kulturen werden auf liebevolle Weise auf die Schippe genommen, während die Erwartungen des Kinopublikums gekonnt nicht erfüllt werden. Sean Baker hat bereits zuvor mit Tangerine und The Florida Project gezeigt, was er in petto hat, doch Anora ist sein bisher cleverstes, reifstes Werk. Nochmals besonders hervorzuheben ist natürlich Mikey Madison, die Schauspielentdeckung des Jahres. [Kritik & Trailer]
1 | The Substance
von Coralie Fargeat, mit Demi Moore und Margaret Qualley (gesehen in Cannes, beim Filmfest München und in Toronto / Kinostart 19.09.24)
Ja, ich habe The Substance wirklich auf drei verschiedenen Festivals gesehen: Bei der Weltpremiere in Cannes ließ Coralie Fargeats Body-Horror-Groteske die Presse ebenso überrascht wie beeindruckt zurück. In München war die Reaktion eine Mischung aus Zurückhaltung und Fassungslosigkeit. Und in Toronto traf The Substance genau auf das Publikum, das aus einer Mitternachtsvorstellung eines solchen Films ein ekstatisches Event macht. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Schönheit, Alter und der Unterhaltungsindustrie bilden eine Grundlage, aus der Coralie Fargeat eine überwältigende Satire gezaubert hat, die zweifellos zu den besten Filmen des Jahres gehört. [Kritik & Trailer]
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