Schlagwort: 2011

Kurzfilm-Tipp: Junior (FR 2011) – Julia Ducournaus Regiedebüt
Filmkritiken, Französischer Film, Kurzfilme

Kurzfilm-Tipp: Junior (FR 2011) – Julia Ducournaus Regiedebüt

>> Mehr Kurzfilm-Tipps << Julia Ducournau hat mit nur zwei Langfilmen ihre Spur im internationalen Arthouse-Kino hinterlassen. Verdient wurde sie dieses Jahr folglich mit der Goldenen Palme in Cannes für ihren intelligenten Filmrausch Titane (aktuell im Kino) geehrt. Zuvor macht die französische Regisseurin 2016 mit dem Horrorfilm Raw von sich reden. Mittlerweile zehn Jahre alt ist wiederum ihr Regiedebüt, der Kurzfilm Junior, in welchem Garance Marillier (die bisher in allen drei Filmen eine wichtige Rolle spielte) die erst 13 Jahre alte Justine verkörpert, deren Körper eines Tages eine absonderliche Metamorphose durchmacht. Der Film ist eine als Körperhorror getarnte Metapher für den Übergang von der Kindheit in die Jugend und zeigt bereits einige der Stärken, die auch...
Filmkritiken

"You’re Next" (USA 2011) Kritik – Im Nirgendwo schwingen die Irren wieder ihre Äxte

Autor: Pascal Reis "Sie beobachten uns seit Tagen." Masken jeder Art von Gestaltung und Manifestation sind seit jeher ein fester Bestandteil der generalisierten Filmhistorik. Dabei sind es nicht einmal nur die obligatorischen Kostümfilme, in denen ein rigoroser Ball mit seinem überwältigenden Maskenmeer als unvergesslicher Höhepunkt auf den Zuschauer wartet und diesen in im von blaublütiger Dekadenz getränkten Tanzsaal langsam an sich reißt und mit anmutiger Leichtigkeit verschlingt. Auch aus menschlicher Sicht spielen derartige Verkleidungen eine brisante Rolle für das eigene Seelenkorsett. Das Stichwort dabei ist die 'Identitätssuche', die es einem Menschen ermöglicht, das eigene Sein hinter einer losen Hülle zu verbergen, so seine Sehnsüchte gegebenenfalls konkret zu intensivieren un...
Filmkritiken

"Violet & Daisy" (USA 2011) Kritik – Hanni und Nanni: Die Todesengel von morgen

Autor: Pascal Reis "Wir sind nicht hier um ihre Badewanne zu schrubben." Es sorgt immer wieder für großes Aufsehen, setzt man Schauspieler auf einen Rollentypus an, der für ihr Alter weder passend, noch aus pädagogischer Sicht in irgendeiner Art und Weise angebracht scheint. Man erinnert sich da an Wes Andersons filmgewordene Prätention „Moonrise Kingdom“, in dem ein Mädchen, mit den Zehen quasi noch in den Kinderschuhen steckend, für ihren Fluchtkumpanen und Herzallerliebsten, ebenfalls noch reichlich bubenhaft, vor idyllischem Strandpanorama als Fotomodell posiert und agiert. Für noch mehr Trubel und Furore zeigte sich Matthew Vaughns in der Realität angesiedelten Comic-Adaption „Kick-Ass“ aus dem Jahre 2011 verantwortlich, in dem sich die damals 11-jährige Chloe Grace Moretz im haut...
Kritik: Take This Waltz (CA 2011)
Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Take This Waltz (CA 2011)

I just bought a new melon baller and I'd like to gouge out your eyes with it. Es ist schon ein Trauerspiel: Während seichte Teenie-Romanzen beinahe Schlag auf Schlag das moderne Kino überschwemmen, dürfen wirklich reife Auseinandersetzungen über die Liebe und ihre Auswirkungen nur sporadisch über die Leinwände flimmern. Und werden dann auch noch vom Publikum weitestgehend übergangen, weil entweder die heuchlerischen Posterboy-Illusionen nicht gefüttert werden oder die Geschichte einfach zu real wirkt und dem Zuschauer zu nahe treten könnte, weil er sich wiedererkennen und gegebenenfalls so manches schmerzhaftes Eingeständnis bewerkstelligen müsste. Qualitätsware der Marke Liebe von Michael Haneke oder auch Derek Cianfrance Indie-Meisterwerk Blue Valentine lassen den geneigten Cineasten ...
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"God Bless America" (USA 2011) Kritik – Probleme sind da, um erschossen zu werden

Autor: Pascal Reis "I didn't kill her because I couldn't have her. I killed her because she wasn't nice." Würde uns ein Fremder auf der Straße begegnen, den Zeigefinger selbstbewusst in unsere Richtung erheben und uns mit felsenfester Überzeugung vorwerfen, dass wir uns viel zu gerne in unserer von Abscheu angetriebenen Feindschaft gegenüber den Medien, der Politik und der abgestumpften Gesellschaft im Allgemeinen verrennen, so hätte dieser Jemand in so gut wie jedem Fall Recht. Es ist nun mal kein Geheimnis mehr, dass wir in einer beschlagenen Ära angekommen sind, in der die Dümmsten und Lautesten immer evidenter in den Fokus gerückt werden. Und ja, es sind immer die Menschen bei der breiten Masse am beliebtesten, die ohne Skrupel agieren, die keinen Wert auf Anstand legen, keine Rück...
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"Detachment" (USA 2011) Kritik – Adrien Brody auf der Suche nach sich selbst

Autor: Pascal Reis "A child's intelligent heart can fathom the depth of many dark places, but can it fathom the delicate moment of its own detachment?" Bei seinem Debütfilm aus dem Jahre 1998, kann der britische Regisseur Tony Kaye auch gleichzeitig vom persönlichen und bis dato einzigen Höhenflug in der Filmwelt sprechen. Die Rede ist dabei natürlich vom intensiven Neonazi-Drama „American History X“, bei dem Kaye auch Edward Norton – unvergesslich mit stählerner Physis und demonstrativen Hakenkreuz auf der Brust – zum großen Durchbruch verhalf, um seiner Karriere nur ein Jahr später in David Finchers „Fight Club“ bereits die frühzeitige Krone aufzusetzen. Kaye hat sich jedoch auch in einem anderen Fall im Filmgeschäft einen Namen gemacht: Der Engländer hatte das Privileg, mit dem unant...
Filme, Filmkritiken, Videos

"In the Belly Of a Whale" (DE 2011) Kritik – Das Lebensgefühl der Berliner Kunstszene

Autor: Pascal Reis "Berlin ist eine kreative Stadt und wird von Kreativen kreativ gemacht. Kunst macht Kunst macht Kunst." Was der deutsche Otto Normalverbraucher mit Berlin verbindet, lässt sich schnell in einem schlichten Begriff bestimmen: Hauptstadt. Viele dürfte diese Tatsache – hoffentlich – nicht überraschen, dabei ist diese oberflächliche Bezeichnung der dreieinhalb Millionen-Metropole sicher in keiner Weise hinlänglich, schließlich besitzt Berlin derart viele signifikante Betrachtungsperspektiven, die der Stadt genau das unverkennbare Feeling verleihen, das sie – nicht nur für Bewohner und Einheimische - zu einem unantastbaren (Reise-)Muss werden lässt. Ob wir aufgrund der historischen Relevanz, dem kultureller Sortiment oder der feierwütigen Sucht auf die Millionenstadt blicken...
Kritik: The Innkeepers (USA 2011)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Horror

Kritik: The Innkeepers (USA 2011)

Everything happens for a reason Claire. Nobody just ends up at the Yankee Pedlar. „Sie wollen das gleiche wie sie, leben.“ Claire lauscht der Erklärung der etwas verschrobenen und angeblich hellsichtigen Schauspielerin, die sich für ein paar Nächte im heruntergekommenen The Yankee Pedlar Inn einquartiert hat. Das Hotel soll bald schließen wegen zu wenig Gästen und viel zu vielen grausamen Geschichten aus der Vergangenheit. Ein geheimnisvoller Ort an dem der Geist einer Selbstmörderin sein Unheil treiben soll und die beiden Hotelpagen Claire und Luke wollen das letzte Wochenende nutzen um diesen Geist aufzuspüren. Claire gelingt es Kontakt zur Verstorbenen aufzunehmen und ist ebenso fasziniert wie ängstlich. Sie will wissen was die Geister wollen und der hellseherische Gast gibt ihr die ...
Filmkritiken

"Der Biber" (USA 2011) Kritik – Mel Gibson und seine plüschige Handpuppe

"We reach a point where, in order to go on, we have to wipe the slate clean. We start to see ourselves as a box that we're trapped inside and no matter how we try and escape, self-help, therapy, drugs, we just sink further and further down." Walter Black (Mel Gibson) hat Probleme. Und damit sind nicht diese Larifari Alltagsprobleme gemeint. Walter Black hat schwere Probleme. Sein Beruf als Leiter einer Spielzeugfabrik steht auf der Kippe, die Aktien sinken in den Keller, sein ältester Sohn Porter (Anton Yelchin) hält ihn für einen Vollversager und notiert sich jede charakterliche Gemeinsamkeit, um sie bloß nicht zu wiederholen und seine Frau Meredith (Jodie Foster) hat kein Interesse mehr an einer weiteren Bindung und setzt Walter schließlich vor die Tür. Der unter schweren Depressionen...
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"Haus der Sünde" (FR 2011) Kritik – Das Ende der Belle Époque

"Ich bin so müde. Ich könnte tausend Jahre schlafen." Würde man heute auf die Straßen Deutschlands gehen und die Bürger nach den persönlichen Meinungen über die Prostituierten und die Prostitution selbst befragen, dann dürfte man drei ganz klare Reaktionen zu Gesicht bekommen. Im ersten Fall zeigen die Befragten eine gewisse Abscheu gegenüber der Tätigkeit, während andere desinteressiert abwinken und von dem Thema und den beteiligten Menschen bloß keinen Platz im eigenen Leben gewähren. Andere würden, wenn wir mal von den pubertären Quacksalbern absehen, die der Prostitution wohl nur ein lautes Lachen zur Verfügung stellen würden, mit rotem Kopf ebenfalls das Weite suchen, während sie sich ertappt fühlen und sich bestmöglich aus der Lage reden wollen. Schlimm sind immer nur die Menschen...