Schlagwort: 2014

Filmkritiken

"Open Windows" (ES/FR/US 2014) Kritik – Wie viel Menschlichkeit bleibt im digitalen Zeitalter?

Autor: Pascal Reis „Ich will Ihnen nur helfen, es ihr heimzuzahlen.“ Der Begriff 'Fleischbeschau' sollte Sasha Grey nicht allzu fremd sein. Als Pornodarstellerin hat sie sich einen Ruf damit aufgebauten, immerzu bis an die Grenzen zu gehen und in einer Szene auch mal einen Verschleiß von über einem Dutzend Männern aufzuweisen. Sasha Grey hat diese freizügige und gesellschaftlich immer noch mit Verachtung gestraften Form der Selbstverwirklichung aus eigenen Stücken gewählt, wollte sie doch zum Aushängeschild moderner Pornographie heranwachsen und den Zuschauer zur Kreativität animieren, anstatt ihn einfach nur blindlings konsumieren zu lassen. Die Tage, in denen Ganzkörperbesamungen auf der Agenda von Frau Grey standen, sind inzwischen jedoch passe. Unter der Regie von Steven Soderbergh ...
Filmkritiken

"Let’s be Cops – Die Party Bullen" (USA 2014) Kritik – Sheriffs mit Plastikmarken

Autor: Pascal Reis „I feel like Danny Glover before he got too old for this shit.“ Seitdem Jonah Hill und Channing Tatum in den quickfidelen Meta-Komödien „21 & 22 Jump Street“ die Leinwände als tapsig-liebenswertes Cop-Duo unsicher gemacht haben, ziehen sie sich wieder wie ein trendiger Rattenschwanz durch die Kinolandschaft: Unbedarft-nonchalante Buddy-Movies. Dass allerdings nicht jedes von diesen (Sub-)Genre-Vehikeln in der gleichen Liga wie etwa Phil Lords Überraschungserfolg von 2012 spielen kann und wird, hat zuletzt schon Tim Story mit seinem derben Fehlschlag „Ride Along“ bewiesen, in dem sich Nervsack Kevin Hart und Grummelbacke Ice Cube zum Affen machen ließen. Die Bankkonten der Beiden hat dieser schäbige Schandfleck von Film nicht gestört, ebenso wenig waren finanzielle Verl...
Trailer

Erster Trailer zu Terrence Malicks "Knight of Cups" mit Christian Bale und Cate Blanchett

Autor: Conrad Mildner Wie mir der Trailer gefällt: Mit der heutigen Ankündigung, dass der neue Film von Regielegende Terrence Malick auf der kommenden Berlinale Premiere feiern wird, wurde auch kurzerhand der erste Trailer veröffentlicht, der McG-Liebling Christian Bale als (romantischen) Herumtreiber des Show-Biz zeigt. Da beinah nichts zur Handlung bekannt ist, müssen die Bilder für sich sprechen, die gewohnt bezaubernd sind und an ein "To The Wonder" auf Speed erinnern. Ich bin jedenfalls sehr gespannt und kann es kaum erwarten mein Berlinale-Premierenticket in den Händen zu halten. Der Film hat noch keinen offiziellen deutschen Kinostart.
Filmkritiken

"The Equalizer" (USA 2014) Kritik – Denzel Washington sorgt für ein fragwürdiges Gleichgewicht

Autor: Pascal Reis „Wer um Regen betet, muss auch den Matsch verkraften.“ Seine Reputation in der Filmwelt verläuft in einem doch eher überschaubaren Rahmen; in Fan-Kreisen, speziell auf den Comic-Markt bezogen, darf sich der von Marvel ins Leben gerufene Punisher hingegen höchster Wertschätzung erfreuen. Frank Castle, so sein bürgerlicher Name, hat sich auf die Agenda geschrieben, die Stadt von jeglichem Gesocks der Unterwelt zu befreien. Und da ihm der Polizei- wie Justizapparat in ihren Mitteln nicht angemessen genug erscheinen, nimmt der Mann im ikonischen Totenkopf-Shirt die Dinge nun mal gerne selber in die Hand. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre gab es eine amerikanische Fernsehserie zu begutachten, die sich einer ähnlichen, unter ethischen Voraussetzungen nicht minder beden...
Filmkritiken

"Ruhet in Frieden – A Walk Among The Tombstones" (USA 2014) Kritik – Wie schwer wiegt die Schuld?

Autor: Pascal Reis „Let her go or you'll to be looking behind you for the rest of your worthless life.“ Als Drehbuchautor hat sich Scott Frank unlängst in Hollywood etabliert und seine Skripts zu Barry Sonnenfelds „Schnappt Shorty“ oder Steven Spielbergs „Minority Report“ veranschaulichen sein Talent in Sachen Plot-Konstruktion und Charakter-Entwicklung wohl vorbehaltlos. Mit seiner ersten Regiearbeit „Die Regeln der Gewalt“ von 2007 stellte Frank dann simultan zu seinen Fähigkeiten als Schreiberling unter Beweis, dass er auch als Regisseur nicht unbedingt hilflos agiert, sondern mindestens dazu in der Lage ist, einen überdurchschnittlichen Thriller um Schuld und Sühne zu modellieren. Danach sollten sieben lange Jahre ins Land streichen, bis sich Scott Frank wieder dazu entschlossen hat,...
Filmkritiken

"Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" (NZ, USA 2014) Kritik – Peter Jackson lädt zum munteren Blutvergießen

Autor: Stefan Geisler "One day I'll remember. Remember everything that happened: the good, the bad, those who survived... and those that did not." Alle Jahre wieder… Inzwischen schon zum sechsten Mal entführt uns der neuseeländische Regisseur Peter Jackson in J.R.R. Tolkiens Welt der Elben, Orks und Zwerge. Mit „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ findet nun auch die Hobbit-Trilogie ihren längst überfälligen Abschluss. Nicht dass ich Mittelerde überdrüssig geworden wäre, ganz im Gegenteil, aber eigentlich war die Hobbit-Reihe doch bereits mit dem Ende von „Smaugs Einöde“ auserzählt. Erzählerische Längen lassen sich in den Hobbit-Filmen bereits seit dem ersten Teil feststellen und die Vermutung, dass eine Aufteilung des knapp 400 Seiten dicken Buches in drei Teile in erster Linie dem...
Filmkritiken

"Kill the Boss 2" (USA 2014) Kritik – Die Rückkehr der fiesen Brötchengeber

Autor: Stefan Geisler "Have you ever done it in a dentist's chair?" Fortsetzungen, Sequels, Prequels… Auch im Kinojahr 2015 sucht man im Mainstream-Programm vergebens originäre Stoffe und findet die Kinolandschaft stattdessen durch Altbewährtes geprägt. Diese ewige Wiederverwertung und Fortführung bereits bekannter Konzepte erscheint mal mehr („Planet der Affen – Revolution“), mal weniger sinnvoll („300: Rise Of An Empire“) – ganz ungeachtet der qualitativen Umsetzung. Während jeder Spielzeit schafft es dann aber doch mindestens ein Sequel/Reboot/Prequel in die Lichtspielhäuser, bei dem man sich ernsthaft fragen muss, was die Produzenten geritten hat, als sie diesem Film grünes Licht gegeben haben. Der Preis für die unnötigste Fortsetzung hat sich in diesem Jahr mit Sicherheit „Kill the...
Filmkritiken

"Katakomben" (USA 2012) Kritik – Das Knochenlabyrinth unter den Straßen von Paris

Autor: Pascal Reis „According to mythology, that is the inscription over the Gates of Hell.“ In manchen Kreisen sorgt man bereits für kollektive Ermüdungserscheinungen, wenn man die Worte 'Found-Footage' nur ausspricht. Nachvollziehen kann man diese vorherrschende Unterwältigung ja schon irgendwie, verlaufen doch sämtliche Filme, die sich dieser Ästhetik bekräftigen, doch nach dem gleichen Muster und tauschen ihren Anspruch auf Realitätsnähe schnellstmöglich gegen die simpelsten Retorten-Schocks aus. Wirklich plastisch war in letzter Zeit eigentlich nur Ti Wests Jonestown-Reflexion „The Sacrament“, in dem es die Regie-Hoffnung verstand, eine beklemmende Atmosphäre nicht nur zu behaupten, sondern fühlbar auf den Zuschauer zu übertragen und die Extremsituation filmisch immer weiter zu ve...
Kritik: Magic in the Moonlight (USA 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Magic in the Moonlight (USA 2014)

Sie ist doch ganz angenehm, Schwindlerin hin oder her. Vor ein paar Jahren, während meiner Ausbildung habe ich eine Zeit lang als Kameramann beim Großbetrügerprojekt „Astro TV“ gearbeitet. Es waren anstrengende Tage, an denen die Minuten wie Stunden vergingen und das Dauergelaber der selbsternannten Wahrsager_innen meinen Geist malträtierte. Natürlich war das alles großer Humbug. Das einzig echte an dieser Sendung waren die Anrufer_innen, meistens ältere Damen, die sich Glück, Arbeit und Geld für ihre Kinder und Kindeskinder wünschten. Das hatte etwas rührendes. Ich dachte mir immer: Ganz egal wie falsch diese Vorhersagen und vor allem die Abzocke dahinter auch sind, so ein wenig Trost spendeten die Worte der Schmalspurspiritist_innen dann doch. So auch wie Religionen das Unerträgli...
Kritik: Die Legende der Prinzessin Kaguya (JP 2013)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Die Legende der Prinzessin Kaguya (JP 2013)

In the end it’s not all good, but if one chooses to live, it is necessary to have hope. It is the only way of living. That is my message, and I hope that my films contribute to that message! - Isao Takahata Eigentlich gibt es genügend Gründe für deutsche Ghibli-Fans beherzt zum Sake zugreifen und anzustoßen, schaffte es doch nicht nur „Wie der Wind sich hebt“, der aktuelle Film von Altmeister Hayao Miyazaki, sondern nun auch die lang erwartete Märchenadaption „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ von Ghibli-Urgestein Isao Takahata (u.a. „Die letzten Glühwürmchen“) auf unsere Leinwände. Da der asiatische Film in den letzten Jahren vornehmlich außerhalb deutscher Kinos stattfand, gleicht es einem Wunder wie viele interessante und nicht unbedingt massenkompatible Produktionen es dieses ...