Schlagwort: 2014

Kritik: Mommy (CA 2014)
Drama, Filmkritiken

Kritik: Mommy (CA 2014)

Wir haben uns noch lieb, oder? Xavier Dolan machte direkt 2009 mit seinem ersten Film I killed my Mother international auf sich aufmerksam. Und das mit gutem Recht; zu frisch und selbstbewusst wirkte seine Inszenierung, zu geradlinig und souverän erzählte er eine Geschichte, die voll Hass(-liebe) und Geschrei ist. Er war 20 Jahre alt und verarbeitete mit dem Film die Beziehung zu seiner eigenen Mutter. Er selbst beschrieb den Film als "semi-biographisch". Vier Jahre und drei Filme, darunter das Meisterwerk Laurence Anyways, später erhebt er sich wieder mit einem Film, der, so viel darf man sich bei dem Titel und Plakat wohl denken, einmal mehr die Beziehung eines Jungen zu seiner Mutter behandelt. Bei Cannes gab es dafür den Preis der Jury, von Kritikern gab es Applaus. Schon die e...
Filmkritiken

"Dracula Untold" (USA 2014) Kritik – Zahnlose Geburtsstunde des Fürsten der Dunkelheit

Autor: Pascal Reis „What kind of man crawls into his own grave in search of hope?“ Mit weit über 250 Auftritten in den verschiedensten Filmen zählt Graf Dracula wenig überraschend zu den prominentesten Literaturfigur, die jemals ihr Unwesen auf der Leinwand treiben durften. Die Qualität der jeweiligen Werke lässt sich wohl in jeder Güteklasse antreffen, vom miserablen Trash, zur zielgruppenorientierten Nullnummer bis hin zur fundierten Meisterleistung. Den Grafen respektive den Fokus der Narration jedoch erleben wir immerzu in einer Phase, in der die Metamorphose vom Menschen zum Fürsten der Dunkelheit längst abgeschlossen scheint. Es ist die mühsame Akzeptanz der eigenen Untersterblichkeit, den der dramaturgischen Effekt ins Visier nimmt, Gesetz dem Fall, man manifestiert Dracula als ei...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Zwei Tage, eine Nacht (BE, FR, IT 2014)

Autor: Conrad Mildner "Die Prämie kriegen wir, weil wir dafür geschuftet haben. Schämst du dich nicht hierher zu kommen und uns zu beklauen?" Wenn auf faire Weise innerhalb einer Gruppe entschieden werden soll, wird gerne zum Mittel der Abstimmung gegriffen. Ganz nach demokratischem Vorbild, versteht sich; so einfach, so kurzsichtig. Im neuen Film der Gebrüder Dardenne wird die frisch nach einer heftigen Depressionsattacke ins Arbeitsleben zurückgekehrte Sandra (Marion Cotillard) Opfer einer äußerst perfiden Abstimmung. Ihre Kolleg_innen sollen sich zwischen dem Erhalt ihrer Stelle oder einer einmaligen Bonuszahlung von tausend Euro entscheiden und der immer noch stark geschwächten Frau bleiben nur die titelgebenden zwei Tage und eine Nacht, um die Mehrheit von der ersten Option zu überz...
Filmkritiken

"Annabelle" (USA 2014) Kritik – Puppenterror aus der Retorte

Autor: Pascal Reis „May God have mercy on your soul!“ Dass James Wan das kontemporäre Horrorkino für sich in Anspruch genommen hat, würde man zu gerne als Schnellschussgerücht herunterbrechen, doch es ist genau die Person des in Malaysia geborenen und in Australien aufgewachsenen Filmemachers, die in den letzten Jahren die kommerziellen Erfolge in diesem doch reichlich abgebrannten Genre einfahren durfte. Nachdem sein spottbillig produzierter Indie-Streifen „Saw“ 2004 auf reichlich Gegenliebe gestoßen ist und ein unsägliches Franchise auf den Plan rief, folgte im Jahre 2010 „Insidious“. Angelehnt an den altmodischen Grusel, wie man ihn in den ehrenvollen 1970er Jahren noch in qualitativer Verlässlichkeit um die Ohren geschlagen bekommen hat, bewies Wan mit „Insidious“ vor allem, dass in ...
Podcast: Die Abspanner #10 – Filmfest Hamburg
Die Abspanner, Festivals, Podcasts

Podcast: Die Abspanner #10 – Filmfest Hamburg

Das Filmfest Hamburg ging am 4. Oktober zu ende und wie schon beim Filmfest München habe ich mich mit der freien Filmjournalistin Sophie Charlotte Rieger zusammen getan, um ausführlich das Festival auszuwerten. Hier sind wieder unsere Tops & Flops. Viel Spaß! Für unser grandioses, musikalisches Intro zeichnet sich übrigens die Band Rollergirls verantwortlich! Danke Jungs! Inhalt: 000:00 - Immer noch aufregendes Intro #10 002:00 - "The Tribe" von Myroslav Slaboshpytskiy 010:06 - "The Double" von Richard Ayoade 020:11 - "Whiplash" von Damien Chazelle 026:20 - "The Gold Bug" von Alejo Moguillansky & Fia-Stina Sandlund 030:35 - "Alleluia" von Fabrice Du Welz 041:35 - "Quatsch und die Nasenbärbande" von Veit Helmer 047:03 - "White God" von Kornél Mundruczó 056:24 - "Von Mäd...
Kritik: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (USA 2014)
Drama, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (USA 2014)

Eine Gastkritik von Sebastian Groß You have to call the cops. - And we will, at the right time. Tony Gilroy bewies 2007 mit seinem Regiedebüt ein gutes Gespür für eine tolle Geschichte, grandiose Darsteller und eine fesselnde Inszenierung. Ob Dan Gilroy mit Nightcrawler ebenfalls solch ein grandioses Werk abliefert wie sein Bruder mit Michael Clayton? Lou Bloom lebt in Los Angeles, behaust ein kleines Apartment und verdient sein Geld mit illegalen Geschäften wie Betrügereien oder dem Stehlen von Baumaterial. Doch er will mehr, er will einen richtigen Job! Doch sein Streben nach einer Anstellung bleibt erfolglos. Als er nachts Zeuge wird, wie ein Kamerateam einen Polizeieinsatz rund um einen Autounfall filmt und er erfährt, dass man diese Aufnahmen den städtischen TV-Sendern verkau...
Filmkritiken

"Teenage Mutant Ninja Turtles" (USA 2014) Kritik – Go Ninja, Go Ninja Go…

Autor: Stefan Geisler "Whoa, whoa, whoa! Chill! It's just a mask, see? Don't freak out." Als bekannt wurde, dass ausgerechnet Krawall-Regisseur Michael Bay eine Neuauflage der Turtles in die Kinos bringen wollte, war die Skepsis groß. Zwar war es dem Regisseur gelungen, mit „Transformers“ eine andere Kult-Serie der Achtziger charmant für die Leinwand zu adaptieren, gab sich danach aber alle Mühe, mit den folgenden Sequels die Reihe gegen die Wand zu fahren. Ein erster, entrüsteter Aufschrei ging durch die Internet-Foren, als durchsickerte, dass Bay gar barbarische Änderungen an der Origins-Story der grünen Kampf-Kröten vornehmen wollte: Aus den „Teenage Mutant Ninja Turtles“ sollten nun die „Teenage Space Ninja Turtles“ werden. Die Pläne wurden aber schnell wieder verworfen, nachdem ein ...
Filmkritiken

"Erlöse uns von dem Bösen" (AT 2014) Kritik – In New York fauchen die Dämonen

Autor: Pascal Reis „I've seen some horrible things, nothing that can't be explained by human nature.“ - „Then you haven't seen true evil.“ Manchmal, da packt einen einfach die Lust auf einen guten, mitreißenden Thriller. Überwiegend finden die sich aber in der heimischen Filmsammlung wieder, zumeist in der Reihe, in der die etwas älteren Jahrgänge untergebracht werden. Und mal ehrlich: Wenn es um wirklich starke, originelle Thriller-Kost geht, dann hat der internationale Markt schon lange nichts wirklich mehr zu melden und lässt die Kontinuität vermissen, die in den 1970er, 1980er und auch die 1990er Jahre vorzufinden war. Im letzten Jahr sorgte Denis Villeneuves starbesetzter „Prisoners“ für Aufsehen. Tatsächlich hat der Mann hier einen Psycho-Thriller geboten, der wirklich formidabel...
Filmfest Hamburg 2014 – Recap mit u.a. Incompresa, Fräulein Julie & Mommy
Festivals, Specials

Filmfest Hamburg 2014 – Recap mit u.a. Incompresa, Fräulein Julie & Mommy

Mit etwas Verspätung habe ich es nun auch auf das Filmfest Hamburg geschafft. Knapp drei Tage sind bereits vergangen und ich habe schon zahlreiche Filme gesehen, die das ganze Spektrum von schlecht bis recht bedienen. Nach einer anstrengenden und viel zu schlafarmen Reise nach Hamburg blieb nur die Kraft für einen Film am Abend. Asia Argentos autobiografisch inspirierter "Incompresa" erzählt die Geschichte der jungen Aria, die im Rom der 80er Jahre zwischen die Fronten des Ehekriegs ihrer Eltern gerät. Zuflucht findet das neunjährige Mädchen im Schreiben und der Nähe zu ihrer schwarzen Katze Dac, mit der sie oft fluchtartig durch das nächtliche Rom streift und sich mit anderen Außenseiter_innen anfreundet. Am Ende von Francois Truffauts bahnbrechendem Debüt "Sie küssten und sie schlugen ...