Schlagwort: 2014

Filmkritiken

Filmkritiken zu "Der Richter: Recht oder Ehre", "Predestination" und "Wild Card"

Autor: Pascal Reis „Der Richter: Recht oder Ehre“ (USA 2014) von David Dobkin, u.a. mit Robert Downey Jr., Robert Duvall und Vera Farmiga Hüftsteifer Biedermeier von innerfamiliärer Problembeseitigung. Robert Downey Jr. leidet am Jack-Sparrow-Syndrom und kann offensichtlich nur noch den manierierten Narzissten im Tony-Stark-Modus, hier mit mehr Tränen in den Augen, versteht sich. Robert Duvall ist daneben natürlich immer eine sichere Bank und gibt den stoischen Patriarchaten naturgemäß routiniert, so wirklich memorabel ist seine Performance aber auch nicht. Ohnehin ist „Der Richter: Recht oder Ehre“ ein auf funktionale Charakter-Modelle geeichtes Melodram, bei dem jeder Anflug von Emotionalität mit Pianogeklimper, Gitarrengezupfe oder Indie-Geseier zugekleistert wird, als wäre Zach Braf...
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"Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1" (USA 2014) Kritik – Das Gesicht der Revolution

Autor: Pascal Reis „If we burn, you burn with us!“ Am Firmament tut er sich auf, wie ein Funken, der einem Feuerstein vergeht, der Hoffnungsschimmer, der leise säuselt, aber doch klar vernehmbar bleibt: Vielleicht findet die „Die Tribute von Panem“-Reihe nun doch noch in eine kinematographische Spur, die einem erwachsenen, einem weniger an Poster-Boy-&-Girl-Attitüden gelegenen Publikum durchaus gefällt. Nachdem „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ (2012) und „Die Tribute von Panem – Catching Fire (2013) zwar kommerziell die Kinokassen zum Zerbersten brachten und somit den florierenden Trend der Young-Adult-Dystopien durch ihren immensen Erfolg ebenfalls in den Lichtspielhäusern dieser Welt etablierte (Epigonale Frustration: „Seelen“, „Divergent – Die Bestimmung“, „Hüter der Erinner...
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"Die geliebten Schwestern" (DE/CH/AT 2014) Kritik – Eine von Wortschwallen rhythmisierte Liebschaft

Autor: Pascal Reis „Ich glaube, dass wir beide, Charlotte, Sie und ich, noch zu Lebzeiten eine andere Welt erleben werden.“ Tituliert als einer der letzten, wenn nicht sogar DER letzte, Avantgardisten der deutschen Film- und Fernsehlandschaft, hat sich der Münchener Autorenfilmer Dominik Graf dadurch ausgezeichnet, Genre-Filme zu modellieren, die die inhärenten Grenzen ihrer selbst aber wenig Beachtung spendierten und das jeweilige Sujet so mit gekonnt kalibrierten stilistischen Schach- und Winkelzügen abstrahierten. Dass es da einem grundsätzlich ziemlich interessanten Umstand gleichkommt, Dominik Graf in das opulente Zeitalter der Weimarer Klassik zu versetzen, scheint einer müßigen Bestätigung nachzueifern. „Die geliebten Schwestern“, der im Jahre 2014 im Rahmen der Berlinale noch im ...
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"Die Entdeckung der Unendlichkeit" (GB 2014) Kritik – Hinter jedem Genie steht eine starke Frau

Autor: Pascal Reis „While there's life, there is hope.“ Was wäre die flamboyant aufgebauschte, im Endeffekt aber doch vollkommen redundante Oscar-Saison schon ohne zünftige Biographien in ihren Reihen? In diesem Jahr finden sich mit „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“, „Selma“ sowie „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gleich drei Vertreter des relativ zahmen Genres im Rennen um die heißbegehrten Trophäen wieder und konkurrieren in mehreren Kategorien miteinander (u.a. Bester Film). Dass Biopics gerne mal als 'sichere Nummer' eingeschoben werden, wenn es um die Academy Awards geht, hat uns die Vergangenheit gelehrt: Der Kinogänger liebt es innig, einen tieferen Einblick in das Leben diverser schillernder Persönlichkeiten zu halten. Die Krux an der Sache ist nur, dass viele Fi...
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"Unbroken" (USA 2014) Kritik – Eine Heldenmär mit Pelz auf der Zunge

Autor: Pascal Reis „A moment of pain, is worth a lifetime of glory.“ So langsam nimmt sie gar lästige Formen an, die aus den Vereinigten Staaten herüberschwappende kinematographische Selbstweihräucherung durch die auf Massenkompatibilität gebürstete Rekonstruktion historischer Kapitel und (Über-)Stilisierung namhafter Beteiligter: Ist das Selbstvertrauen tatsächlich derart ramponiert? Fürchtet die imperialistische Großmacht um ihren globalen Nimbus und ersucht sich nun darin, durch die Kraft des Kinos stützendes Schulterklopfen einzufahren und der Welt über die Landesgrenzen hinaus simultan dazu noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, wie edel und stark die USA doch eigentlich sind? Mit „Herz aus Stahl“ fing es eigentlich noch ziemlich überdurchschnittlich an, natürlich, Abstriche in Sache...
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"Northmen – A Viking Saga" (CH/DE/ZA 2014) Kritik – Die Wikinger wüten in Schottland

Autor: Pascal Reis „Selbst ein Splitter von mir vermag meinen Gegner zu töten.“ Ja ja, was wurde die nordische Mythologie doch schon von der Unterhaltungsindustrie durch den vielfräßigen Fleischwolf gedreht: Von den kreuzfidelen Comic-Verfilmungen „Thor“ und „Thor 2: The Dark Kingdom“ wie dem zweiteiligen Animationsspaß „Drachenzähmen leicht gemacht“ aus dem Hause DreamWorks, hat beispielsweise auch das Action-Abenteuer „Der 13te Krieger“ unter Beweis gestellt, warum die Sagenwelt der Wikinger gar wunderbar zur filmischen Aufbereitung taugt: Das Zauberwort heißt, wie so oft, auch in diesem Fall 'künstlerische Freiheit'. All die historischen Schriftstücke mögen irgendwo Verbindungen aufweisen, die der Mythologie ihr einheitliches Fundament offenbarten, im Endeffekt aber sind diese oftmals...
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"Stonehearst Asylum" (USA 2014) Kritik – Es gibt kein Heilmittel gegen die menschliche Natur

Autor: Pascal Reis „Hat man einmal entdeckt, was ein Mensch am meisten fürchtet, so hat man den Schlüssel zu seinem Wahnsinn gefunden.“ Handwerklich überhaupt nicht unbegabt, schwanken die Filme des Brad Anderson immerzu zwischen knackigem Geheimtipp oder vergessenswerter Schleuderware hin und her: Vom fröstelnden Thriller „Der Maschinist“, der vor allem durch Christian Bales emphatischer Performance im Gedächtnis blieb, der sich auf die spindeldürre Statur eines KZ-Häftlings herunter hungerte, bis zum Endzeit-Kalauer „Die Herrschaft der Schatten“, der vollkommen zu Recht in den hintersten Reihen der Videothekenregale verschwand. Ein zweites Standbein hat Anderson dann auf dem Serienmarkt finden können, wo er wiederholt einzelne Folgen von Erfolgsformaten wie etwa „The Killing“, „Person ...
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"The Drop – Bargeld" (USA 2014) Kritik – Willkommen im gesichtlosen Amerika

Autor: Pascal Reis „I had something once. I was respected. I was feared.“ Wieso wohl sollte es verwerflich sein, sich an einer gewissen Erwartungsenthaltung zu orientieren, sieht man sich im Begriff dazu, einen x-beliebigen Film zu schauen? Weil eine objektive Voraussetzung, jenes Werk wahrzunehmen, womöglich darunter leidet? Wohl kaum, außer man richtet seine Meinung äußerst ostentativ gegen gewisse Namen und und Formen. Vielmehr ist diese kleine Vorabeinschätzung doch gerade dann schön, wenn sie anschließend nach Strich und Faden torpediert wird und sodann noch einmal nachhaltig unter Beweis stellt, dass Film heutzutage durchaus noch in der Lage, unvorhersehbar zu sein, erfreuliche Überraschungen zu generieren, anstatt sich der Schema-F-Dramaturgie anzubiedern und stocksteif nur so we...
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"96 Hours – Taken 3" (FR/US 2015) Kritik – Affige Schmalspurversion von „Auf der Flucht“

Autor: Pascal Reis „I know you know a lot of people, and with a good lawyer you'll get out of jail in a few years. And then I'll come for you. I'll find you, and we both know what's gonna happen.“ Aus heutiger Sicht lässt sich „96 Hours“ vor allem mit zwiespältigen Gefühlen betrachten: Einerseits hat Regisseur Pierre Morel mit dem Rache-Thriller von 2008 ein Genre-Brett abgeliefert, welches man in dieser gnadenlosen Schroffheit viel zu lange vermissen musste. „96 Hours“ aber hat auch eine neue Welle Vergeltungsgurken in die Welt gerufen, die alle zwanghaft versuchten, den Amoklauf von Liam Neeson nachzuahmen und in ähnlich physische Bahnen zu lenken – Grauenhaft, dieser klaffende Überdruss. Inzwischen aber sind überschwemmen nicht nur „96 Hours“-Epigonen den internationalen Filmmarkt, d...
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"The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben" (GB/US 2014) Kritik – Verspätetes Denkmal für einen ungeliebten Helden

Autor: Pascal Reis „Sometimes it is the people who no one imagines anything of who do the things that no one can imagine.“ Sieht man sich eine Biographie aus Hollywood an, so erschleicht einen immerfort der Eindruck, dass diese Produktionen bedacht auf den geringsten Widerstand nur den Dienst nach Vorschrift ableisten. Emblematisch dafür ist Ron Howards „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ heranzuziehen, eine der größten filmischen Katastrophen des neuen Jahrtausends. Hier nämlich wird kein Wert darauf gelegt, den brillanten Metaphysiker John Nash nach realen Gegebenheiten gerecht zu werden, sondern den geistlichen Verfall aufgrund seiner paranoiden Schizophrenie in ganz und gar abenteuerliche Bahnen zu kanalisieren. Natürlich lässt sich auch diametral zu derlei rührseligen Verlogenhe...