Schlagwort: Kritik

Kritik: Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger (USA 2012)
Abenteuer, Amazon Prime, Filmkritiken

Kritik: Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger (USA 2012)

All of life is an act of letting go but what hurts the most is not taking a moment to say goodbye. Seit der äußerst gewaltsamen und erfolgreichen Einführung des 3D-)Kinos warten Publikum wie Feuilleton auf einen Film, der den ästhetischen Möglichkeiten einer dritten Dimension gerecht wird. Die Technik ist zwar uralt, doch erst seit der Digitalisierung ohne Ungereimtheiten möglich. Dennoch birgt die Filmgeschichte bereits zahllose 3D-Filme, deren qualitative Spitzen aber leider sehr rar gesät sind. Selbst Altmeister Alfred Hitchcock distanzierte sich später von seinem einzigen 3D-Film Bei Anruf Mord. Selbst angesehene, zeitgenössische Filmemacher wollen nicht so recht auf Tuchfühlung mit der Extra-Dimension gehen. Für viele ist es bloß ein Gimmick. Für andere ist es nur eine Möglichkeit ...
Kritik: Die Taschendiebin (KR 2016)
Amazon Prime, Drama, Filmkritiken

Kritik: Die Taschendiebin (KR 2016)

Ich stehe Ihnen zu Diensten. Der südkoreanische Regisseur und Autor Park Chan-wook, der uns Werke wie Oldboy oder Durst geschenkt hat, kehrt nach seinem Ausflug in die amerikanische Filmbrache glücklicherweise (obgleich Stoker kein kompletter Reinfall war) in seine Heimat zurück und inszeniert mit Die Taschendiebin (der im weiteren Verlauf The Handmaiden genannt wird – aus offensichtlichen Gründen) eine visuell betörend eingefangene und unheimlich stimmig erzählte Thriller-Romanze, die man durch ihre ruhige Erzählstruktur und dem feinfühligen Umgang mit der Mise en Scène guten Gewissens als sein erwachsenstes Werk beschreiben könnte. Schon auf den ersten Blick offenbart The Handmaiden eine Vielzahl an optischen Reizen, sei es seine düstere Atmosphäre, die stilsicher durchgetakteten Bil...
Kritik: Dead Man (USA 1995)
Amazon Prime, Filmkritiken, Western

Kritik: Dead Man (USA 1995)

Manchen winkt die ewige Nacht. Der Western ist seit Anbeginn der Filmgeschichte eines der beliebtesten und vielfältigsten Genres überhaupt, denn die Ausrichtung der Charaktere und der Handlungsorte kann so unterschiedlich sein, dass diese Welt keine Grenzen zu haben scheint. Dabei muss man natürlich auch über den klassischen Westernhelden hinausblicken, für den die Legende John Wayne Jahrzehntelang Pate stand. Auch Clint Eastwood wurde als wortkarger und ebenso gnadenloser Namenloser zur Legende in diesem Genre und konnte seinen großen Durchbruch mit Colt und zu Pferd feiern. Denkt man an die wichtigsten Westernregisseure, dann kommen zwei Namen in den Sinn, die beide auf den Vornamen Sergio hören. An erster Stelle der wohl bekanntere Sergio Leone, der mit "Spiel mir das Lied vom To...
Kritik: Der Eissturm (USA 1997) – Ang Lees unterschätzter Geniestreich
Drama, Filmkritiken

Kritik: Der Eissturm (USA 1997) – Ang Lees unterschätzter Geniestreich

Well, it's great that we can all be together. And this Thanksgiving, no yelling, no hysteria, especially with your grandpa not here, although we miss him. Die amerikanische Gesellschaft und die mit ihr verbundene Vorstadt-Idylle mitsamt ihrer Scheinheiligkeiten wurde schon von einigen Regisseuren genauestens auseinandergenommen und in ihre oft schmerzhaft ehrlichen Einzelteile zerlegt. Interessant ist hierbei der Punkt, dass gerade Ang Lee und Sam Mendes, also zwei Nicht-Amerikanern, die besten Zeichnungen gelangen, welche die Fassaden punktgenau zerschnitten. American Beauty von Sam Mendes aus dem Jahr 1999 ist inzwischen zu Recht schon ein Meilenstein der jüngeren Filmgeschichte, doch auch Todd Fields Little Children (2006) zeigte uns die gepflegte Vorstadt und die wahren Gesichter hi...
Kritik: Brawl in Cell Block 99 (USA 2017)
Action, Filme, Filmkritiken, Heimkino, Thriller

Kritik: Brawl in Cell Block 99 (USA 2017)

I promise I can put a great big smile on each of those nuts. Unbändige, gebündelte, konservierte Wut und die Kunst sie genau dann zu entfalten, wenn der einem Atombombeneinschlag gleichkommende Impact nur geringfügigen Collateral Damage beinhaltet. Die sind dann leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Der in unzähligen Komödien (oder Gus Van Sants Psycho) über 20 Jahre praktisch fehlbesetzte Hüne Vince Vaughn wird endlich entdeckt. Von S. Craig Zahler, der schon mit Bone Tomahawk erste, dafür tiefe Spuren hinterließ. Brawl in Cell Block 99 ist wütendes, hemmungsloses Genre-Kino an der Grenze von Grindhouse und ehrlicher Charakterstudie, die nur in dieser Mischung erst so funktioniert. Ohne den notwendigen Unterbau wäre das eine einzige Gore-Schau, bei der die FSK seit einer gefühlten ...
Kritik: Border (SE/DK 2018)
Drama, Festivals, Filme, Filmkritiken, Horror, Komödie, Specials, Thriller

Kritik: Border (SE/DK 2018)

Gefühlt jährlich steigt aus der Menge an Cannes-Filmen ein Genrefilm empor, über den Publikum und Kritik den Rest des Jahres diskutieren. It Follows war so ein Fall. Ali Abassis Außenseiter-Geschichte Gräns hat das Zeug zum diesjährigen Genreliebling zu werden, was schon allein daran liegt, dass der Film sein Genre, das ich ironischerweise schwerlich konkret benennen könnte, äußerts ernst nimmt. Tina (Eva Melander) sieht anders aus als die anderen. Ihre wulstigen Gesichtszüge erinnern ein wenig an das Vampir-Makeup aus der TV-Serie Buffy. Ihr dementer Vater (Sten Ljunggren) lebt im Pflegeheim. Ihr Zuhause ist ein kleines Haus in den schwedischen Wäldern, das sie sich mit dem Hundetrainer Roland (Jorgen Thorsson) teilt, der nicht wirklich Interesse an ihrem Leben zeigt und seine Hunde re...
Kritik: Shazam! (USA 2019)
Action, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Shazam! (USA 2019)

  I choose you as champion. Die Geschichte des DC-Comichelden Captain Marvel aka Shazam steckt eine voller Namensirrungen und -wirrungen. Ursprünglich 1939 von dem Autoren/Zeichner-Duo Bill Parker und C. C. Beck für den New Yorker Verlag Fawcett Comic kreiert, wurde die Figur des wandelbaren Helden 1972 von DC-Comics übernommen. Aufgrund eines Rechtsstreit zwischen Fawcett- und DC-Comics im Jahre 1953, pausierte die Reihe bis zur Übernahme des Charakters durch DC vollständig. In der Zwischenzeit kreierte DC-Rivale Marvel einen eigenen Superhelden namens „Captain Marvel“ und sicherte sich die Namensrechte – Das Chaos war perfekt. Fortan durften die neuen Comics des wiederbelenten DC-Superhelden Captain Marvel nicht mehr unter dem altbekannten Namen geführt werden, auch wenn er in...
Berlinale 2019 – Blutige Handschuhe und der Kampf um die billigen Plätze
Festivals, Filmkritiken, Specials

Berlinale 2019 – Blutige Handschuhe und der Kampf um die billigen Plätze

10 Tage eingesperrt in dunklen Räumen. Die Strapazen eines Filmfestivals fördern das wahre "Ich" der Filmkritiker zu Tage. Dies ist auch auf der Berlinale nicht anders. Das Schwein im Menschen kommt spätestens dann zum Vorschein, wenn der Kampf um die besten Sitzplätze beginnt. Dass gedrängelt und geschubst wird und sich einige Leute kackdreist in die Warteschlange mogeln, bin ich inzwischen gewohnt. Bei einer Vorstellung von Flatland, dem Eröffnungsfilm der Sektion Panorama, ist jedoch etwas vorgefallen, dass ich so noch nicht erlebt habe: Im rammelvollen Kino beschloss mein Sitznachbar kurz nach Vorstellungsbeginn noch einmal seinen Sitz zu verlassen und die Toilette aufzusuchen. Ein folgenschwerer Fehler, denn just zu dieser Zeit wurden auch die Nachrücker in den Saal gelassen. Kaum w...
Berlinale 2019 – Dieter Kosslick und Hochglanz-Kitsch
Festivals, Filme, Filmkritiken, Specials

Berlinale 2019 – Dieter Kosslick und Hochglanz-Kitsch

Dieter Kosslick, Dieter KOSSLICK, DIETER KOSSLICK! Die 69. Berlinale ist am 7. Februar gestartet und es gab nur ein Thema: Dieter Kosslick. Der Mann mit dem roten Schal, der seit nunmehr 18 Jahren die Geschicke der Internationalen Filmfestspiele Berlin leitet, nimmt seinen Hut. „Gut so“, hörte man es in den letzten Jahren vermehrt aus der Ecke der Kritiker. Der Berlinale würde es an Profil fehlen, die Stars und großen Filme ausbleiben und selbst das Politische würde nur oberflächlich behandelt werden. Leider scheint es so, als würden die Kritiker auch in diesem Jahr wieder bestätigt werden, denn Kosslicks letzte Berlinale startete ohne große Stars und mit einem katastrophalen Eröffnungsfilm. The Kindness of Strangers ist eine rührselige Schmonzette, die genau so auch im ZDF-Nachmittagspr...
Kritik: Green Book – Eine besondere Freundschaft (USA 2018)
Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Green Book – Eine besondere Freundschaft (USA 2018)

Peter und Bobby Farrelly sind in Hollywood nicht gerade für ihre feingeistigen Komödien bekannt. Das Regie-Duo bevorzugte bei ihren größten Hits wie Dumm und Dümmer, Verrückt nach Mary oder Ich, beide & sie eher die Holzhammer-Methode: Zoten, Flachwitze und Slapstick definierten ihre Filme. Trotzdem waren die Arbeiten des Regie-Duos selten fies oder verletzend. Zwar zielten ihre Witze auf alles und jeden ab und trafen bevorzugt unter der Gürtellinie und dennoch wurden die Außenseiter, gesellschaftlichen Verlierer und schrägen Charaktere immer mit Herz gezeichnet. Insofern ist es eigentlich gar nicht so verwunderlich, dass sich Peter Farrelly mit Green Book – Eine besondere Freundschaft (mal wieder ein Titelzusatz des Schreckens) an einer reinen Feelgood-Komödie versucht und diese (ha...